Schnell mal mit dem Freund über das Onlineangebot Skype telefonieren, sich den neuesten Hollywoodfilm im Internet herunterladen oder den verpassten Tatort später gestochen scharf im Web anschauen - und das alles nicht vor dem Computer, sondern auf dem Sofa vor dem Fernseher: Das TV-Gerät der Zukunft bietet zugleich einfachen Zugang zum Internet. "Fernsehen und Internet wachsen immer weiter zusammen", sagt Michael Schidlack, Bereichsleiter für Konsumelektronik beim deutschen IT-Verband Bitkom. "Die neuen Hybrid-Fernseher verstärken diesen Trend noch."
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Von diesen internetfähigen Fernsehern gibt es viele auf der Berliner Elektronikmesse Ifa, die am Freitag für Besucher ihre Tore öffnet. Und sie machen Schlagzeilen: So erklärte Sony-Chef Howard Stringer auf der Messe, dass sein Konzern mit Google zusammenarbeite und es noch im Herbst den ersten hybriden Fernseher mit dem Google-Betriebssystem Android geben werde. Wann Sonys Google-Geräte auch in Deutschland erhältlich sind, steht noch nicht fest.
Internetfähige Fernseher finden sich seit März 2009 in den Verkaufsregalen. Seitdem sind laut Bitkom schon mehr als 1,3 Millionen Stück in Deutschland verkauft worden, etwa 160000 waren es allein im Juni 2010. Einer Umfrage der Berater von Deloitte zufolge wünscht sich fast die Hälfte der Deutschen, Internetinhalte auf der Fernseher-Mattscheibe anschauen zu können.
Kampf auf allen Kanälen
Davon wollen nicht nur TV-Hersteller wie Sony oder Philips profitieren, sondern auch IT- und Softwarekonzerne wie Apple oder Microsoft. Apple-Chef Steve Jobs stellte jetzt eine billigere und kleinere Version von Apple TV vor. Das ist ein faustgroßes Abspielgerät, auf dessen Bildschirm sich Nutzer kostenpflichtig Serien und Filme ansehen können. Der Online-Händler Amazon will ebenfalls in dem Geschäft mitmischen und laut Wall Street Journal einen TV-Dienst im Internet aufbauen. Der US-Konzern steht dazu in Kontakt mit Medienunternehmen wie Time Warner und Viacom.
Derzeit können viele Zuschauer aber noch wenig mit den neuen Möglichkeiten anfangen. Sie nutzen nach wie vor eher die klassischen TV-Angebote. "Langfristig wird sich das aber ändern", sagt Bitkom-Fachmann Schidlack. Immer weniger Zuschauer würden sich in Zukunft nach dem normalen Programm richten, sondern selbst entscheiden, wann sie welche Sendungen schauen, - und diese Inhalte dann aus dem Internet ins Wohnzimmer herunterladen.
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Internet und Fernsehen sind schon seit einiger Zeit nicht mehr völlig voneinander getrennt. Schon seit längerem strömen Bewegtbilder über das Internet auf den Computerbildschirm. Dazu gehören Inhalte, die lange nur über das Fernsehen verbreitet wurden, wie beim kostenlosen Web-TV-Portal Zattoo. 1,5 Millionen Menschen zappen dort regelmäßig durch die etwa 60 Sender - von ARD bis Sport 1 oder auch Red Bull TV. Auch in den Online-Mediatheken von ZDF, RTL und Pro Sieben oder bei MSN-Movies und kino.to können Internetnutzer kostenlos bewegte Bilder anschauen. Sehr erfolgreich waren in diesem Jahr zudem die Internet-Übertragungen zur Fußball-WM.
Neue Entwicklungen gibt es auch bei den Übertragungswegen: ein vierter Weg neben Kabel, Antenne und Satellit ist nun IPTV. Das klassische Fernsehen kommt hierbei über breitbandige Datennetze auf die TV-Bildschirme. Die Deutsche Telekom hat hierfür bereits 1,3 Millionen Kunden, auch die Hansenet-Tochter Alice und Vodafone bieten das in Deutschland an. "IPTV-Angebote können heute bereits eine Qualität liefern, die den klassischen Übertragungswegen in nichts nachsteht", sagt Schidlack. Spürbare Qualitätseinbußen gebe es allerdings im ländlichen Raum, zumindest dann, wenn die Infrastruktur hohe Übertragungsraten nicht zulasse.
Die hybriden Fernseher lassen das Internet nun immer mehr mit dem klassischen TV verschmelzen. "Es gibt Zusatzanwendungen der Sender, eine Art moderner Videotext oder Internetdienste auf Abruf", sagt Holger Wenk von der Brancheninitiative Deutsche TV-Plattform. Die Zuschauer können Nachrichten aus dem Internet in ihrem Wohnzimmer sehen, auf die Schnelle den Wetterbericht für den Heimatort abrufen oder sich in sozialen Online-Netzwerken wie Facebook am heimischen TV-Screen umtun.
Neu ist auch, dass bei Hybridfernsehern manchmal ein roter Punkt auf dem Schirm erscheint. Er signalisiert, dass die Sender weitere Informationen zum laufenden Programm haben. Drückt der Zuschauer den ebenfalls roten Knopf auf der Fernbedienung, erscheinen dann Videos, Nachrichten und Bilder. Möglich macht das die Technik HbbTV, an der 60 Unternehmen beteiligt sind, darunter auch ARD und ZDF. Hybride Fernseher, die HbbTV nicht unterstützen, geben allerdings nur Inhalte vom jeweiligen Hersteller frei.