Hypo Real Estate:"Mir tut die Entwicklung leid"

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Der frühere HRE-Vorstandschef Georg Funke äußert Bedauern - weist aber jede Mitschuld am Niedergang des Finanzinsituts und den Verdacht des Insiderhandels mit Bankaktien zurück.

Klaus Ott

Keine Bank in Deutschland ist im Verlauf der Finanz- und Wirtschaftskrise so in Misskredit geraten wie die Hypo Real Estate (HRE). Jetzt, auf dem Höhepunkt des Desasters bei der HRE, äußert der frühere Vorstandschef Georg Funke erstmals sein Bedauern über das, was geschehen ist.

Georg Funke: Auch ich bin betroffen durch den Kursverfall der HRE-Aktie (Foto: Foto: Bloomberg)

"Mit tut die Entwicklung bei der HRE genauso leid wie allen anderen Betroffenen", sagte Funke am Donnerstag der Süddeutschen Zeitung. Ein Schuldeingeständnis ist das aber nicht.

Funke weist weiterhin alle Vorwürfe gegen ihn zurück und beharrt auf der Klage gegen seine fristlose Kündigung. Und er verweist darauf, dass er selbst viel Geld verloren habe. "Auch ich bin betroffen durch den Kursverfall der HRE-Aktie." Seine Papiere seien heute mehr als zwei Millionen Euro weniger wert, als er in den vergangenen Jahren nach und nach dafür ausgegeben habe.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Nach Angaben seines Münchner Verteidigers Wolfgang Kreuzer besitzt Funke insgesamt 60.000 Aktien der Immobilien- und Pfandbriefbank. 20.000 Papiere habe der Manager bei der Abspaltung der HRE aus der Hypo-Vereinsbank im Jahr 2003 erworben. Im ersten Quartal 2008 seien weitere 40.000 Aktien hinzugekommen.

Wegen Funkes Aktiengeschäften Anfang 2008 ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft. Der damalige Vorstandschef steht im Verdacht, Insiderwissen ausgenutzt zu haben. Sein Anwalt Kreuzer weist das zurück. Ausgelöst worden waren diese Ermittlungen unter anderem durch die Strafanzeige eines in Nordrhein-Westfalen ansässigen Kleinaktionärs der HRE.

Der Kapitalanleger hatte beim ersten Kurssturz der Aktie Mitte Januar 2008 einen Wertverlust von 2500 Euro erlitten und sich danach empört an die Münchner Staatsanwaltschaft gewandt. Ausgelöst worden war der Kurssturz durch Funkes Eingeständnis, dass die Bank wegen der von den USA ausgegangenen Immobilien- und Finanzkrise 390 Millionen Euro abschreiben müsse. Zuvor hatte der Vorstandschef noch betont, die HRE werde gestärkt aus der Krise hervorgehen. Nach der Mitteilung über die Abschreibung verloren die Aktionäre das Vertrauen in die HRE, der Aktienkurs brach ein.

Der Kleinanleger aus Nordrhein-Westfalen warf in seiner Anzeige Funke und anderen HRE-Vorständen vor, nach dem Absturz an der Börse sofort in großem Stil die nunmehr viel billigeren Aktien gekauft zu haben und auf steigende Kurse zu spekulieren. Funke und dessen Kollegen könnten dann Hunderttausende Euro verdienen. Die Staatsanwaltschaft solle bis zur Klärung der Sachlage diese Aktien für einen Verkauf sperren, den Managern das Handwerk legen und die Kleinaktionäre schützen.

Funkes Anwalt Kreuzer sagt, diese Anzeige und der Vorwurf des Insiderhandels seien "absurd". Sein Mandant habe nach der Veröffentlichung des Abschreibungsbedarfs Aktien gekauft, "um zu zeigen, dass man auf die HRE-Aktie vertrauen kann". Das sei das Gegenteil eines Insiderhandels. Die Münchner Staatsanwaltschaft erklärte auf Anfrage, man warte auf Informationen der Finanzaufsichtsbehörde Bafin aus Bonn über Funkes Aktiengeschäfte.

© SZ vom 20.03.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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