Hundert Jahre Streit:Brauer auf historischer Friedensmission

Lesezeit: 2 min

In der tschechisch-amerikanischen Brauerei-Fehde um die Marke Budweiser zeichnet sich zumindest ein Waffenstillstand ab - nach knapp 100 Jahren Streit.

Silvia Liebrich

Anstatt sich weiter zu bekriegen, wollen der US-Bierkonzern Anheuser-Busch und sein osteuropäischer Kontrahent Budweiser Budvar künftig kooperieren - fürs Erste allerdings nur auf dem amerikanischen Markt, wie beide Seiten betonen.

August Busch IV: Der neue Mann an der Spitze von Anheuser-Busch. (Foto: Foto: AP)

Im Streit um die Biermarke Budweiser, die beide Unternehmen für sich beanspruchen, werden damit erstmals versöhnliche Töne angeschlagen - nach beinahe einhundert Jahren Streit und unzähligen Gerichtsverfahren.

Möglich wurde dieser Kurswechsel vor allem durch den neuen Mann an der Spitze von Anheuser-Busch, August Busch IV.

Ur-Ur-Enkel von Adolphus Busch

Der 41-jährige Ur-Ur-Enkel von Adolphus Busch, einem der beiden deutsch-stämmigen Firmengründer, steht seit vergangenem Dezember offiziell an der Spitze des drittgrößten Brauerei-Konzerns der Welt.

Er löste in der Funktion des Vorstandsvorsitzenden den 64 Jahre alten Patrick Stokes ab, der nun dem Verwaltungsrat des Unternehmens vorsteht.

Nach Jahren der Auseinandersetzung sei die Einigung mit Budweiser Budvar ein bedeutungsvoller Schritt, kommentierte Busch der Vierte die überraschende Wende in dem Dauerstreit.

Zudem betonte er, dass die vereinbarte Vertriebskooperation für beide Unternehmen von Vorteil sei. Anheuser-Busch wird demnach als alleiniger Importeur die tschechische Budweiser-Ausgabe in den USA vertreiben und als Premium-Marke vermarkten.

Czechvar Premium Czech Lager

Auf den Namen Budweiser müssen die Tschechen auf dem Territorium des großen Konkurrenten aber weiterhin verzichten: Auf dem US-Markt heißt ihr Bier Czechvar Premium Czech Lager.

Buschs Gegenspieler, Budvar-Chef Jiri Bocek, bezeichnete diese Einigung als Wendepunkt in der Beziehung der beiden Brauereien.

Der neue Chef von Anheuser-Busch beherrscht nicht nur sein Handwerk als Konzernchef. Er hat einen MBA-Abschluss von der Universität St. Louis und ist auch Braumeister.

Gelernt hat er dieses Handwerk in Berlin. Brauerei-Lehrling war auch seine erste berufliche Station, als er 1985 im Unternehmen anfing und einer langjährigen Familientradition folgte.

Zuvor für US-Geschäft verantwortlich

Bevor er die Führung von Anheuser-Busch übernahm, war er für den mit Abstand wichtigsten Konzernbereich, das US-Geschäft, verantwortlich.

Mit einem Marktanteil von 48 Prozent ist die Brauerei auf dem heimischen Markt die Nummer eins. Die Anheuser-Busch-Marken Budweiser und Bud Light gelten als die umsatzstärksten weltweit.

Der umfangreiche Rechtsstreit zwischen den beiden Budweiser-Herstellern kostete beide Unternehmen in der Vergangenheit ein Vermögen.

40 Gerichts- und 70 Verwaltungsverfahren

Derzeit sind weltweit noch etwa 40 Gerichtsverfahren anhängig, hinzu kommen mindestens 70 Verwaltungsverfahren vor nationalen Patentämtern.

Dabei geht es stets darum, welcher der Hersteller den Namen Budweiser für sich beanspruchen kann. Die Flut juristischer Auseinandersetzungen wird vermutlich so schnell auch nicht abebben.

Die jüngste Abmachung habe keinerlei Einfluss auf laufende Rechtsstreitigkeiten in anderen Ländern - das machten beide Unternehmen in einer gemeinsamen Stellungnahme deutlich.

© SZ vom 10.01.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: