HSH Nordbank:Total zerknirscht

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Die Millionen-Dollar-Frage: Die HSH Nordbank will klären, warum 45 Millionen Dollar an Goldman Sachs überwiesen wurden. Ministerpräsident Carstensen räumt unterdessen Fehler ein.

Nach Kritik an einer Millionenzahlung der HSH Nordbank an die US-Investmentbank Goldman Sachs soll der Fall jetzt untersucht werden. "Ich habe unsere Wirtschaftsprüfer von KPMG gebeten, den damaligen Entscheidungsprozess und die damit zusammenhängenden Vorgänge vollständig aufzuarbeiten", teilte der Vorstandschef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, mit.

Die HSH wollte "größeren materiellen und immateriellen Schaden" abwenden. (Foto: Foto: AP)

Die angeschlagene HSH Nordbank hatte 45 Millionen Dollar an Goldman Sachs gezahlt, obwohl die Verpflichtung dazu strittig war. Es ging um Kreditausfälle der zahlungsunfähigen Bank Lehman Brothers, gegen die sich Goldman Sachs bei der HSH Nordbank abgesichert hatte.

Unterdessen hat sich auch der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen (CDU), selbstkritisch geäußert. "Ich habe mir vielleicht vorzuwerfen, dass wir zu lange auf den Vorstand der Bank gehört haben", sagte er. Carstensen forderte die Untersuchung des am Montag bekanntgewordenen Vorfalls: "Es muss weiter aufgeklärt werden", sagte er.

Angst vor Gerüchten

Die Landesbank hatte den Millionenbetrag gezahlt, ohne dass sie dazu nach Ansicht ihrer Hausjuristen verpflichtet war. Die HSH räumte ein, sie habe von sich aus auf die gerichtliche Klärung der Zahlungsverpflichtung verzichtet.

"In einem Marktumfeld, das geprägt war von der Sorge, dass neben Lehmann weitere Banken ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können, sollte zu erwartenden Marktgerüchten bezüglich der Leistungsfähigkeit der HSH Nordbank von vorneherein jeglicher Raum genommen werden", erklärte ein Sprecher. Die Bank wollte so "größeren materiellen und immateriellen Schaden" abwenden.

Verlust von einer halben Milliarde Euro

Nach Informationen aus Bankenkreisen vom Montag hatte der frühere Vorstandschef Hans Berger die Zahlung im Herbst 2008 kurz vor seinem Rücktritt angeordnet.

Nur ein weiteres Vorstandsmitglied soll eingebunden gewesen sein, wie Kreise bestätigten. Den Angaben zufolge hatte Goldman Sachs Druck auf die HSH ausgeübt. Berger hatte die Lage der Landesbank im Jahr 2008 noch als problemlos dargestellt, obwohl sich die Finanzkrise bereits durch die Finanzwelt fraß. Im November 2008 musste Berger nach Bekanntwerden der ersten Verluste zurücktreten.

Hintergrund des jüngsten Skandals ist ein Geschäft mit Kreditausfallversicherungen, sogenannten Credit Default Swaps (CDS). Goldman Sachs hatte sich bei der HSH gegen Kreditausfälle der Pleitebank Lehman Brothers versichert.

Nach der Lehman-Pleite im September 2008 hätte die Landesbank im Grunde zahlen müssen. Doch Goldman Sachs verpasste eine Frist um mehr als drei Wochen, wie der NDR berichtete.

Nach Informationen des Senders sollen sowohl die Rechtsabteilung der HSH Nordbank als auch eine internationale Anwaltskanzlei festgestellt haben, dass Ansprüche von Goldman Sachs an die Landesbank verfallen waren und die HSH Nordbank nicht hätte zahlen müssen.

Die HSH Nordbank fuhr im ersten Halbjahr 2009 einen Nettoverlust von rund 560 Millionen Euro ein. Das Minus für 2008 betrug 2,8 Milliarden Euro. Die Bank musste von Hamburg und Schleswig-Holstein mit einer Kapitalspritze und Milliardenbürgschaften vor dem Untergang bewahrt werden.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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