HSH Nordbank:Nichts geht ohne Dr. No

Umstritten und doch unangreifbar: Die HSH-Nordbank ist fatal an ihren Chef Dirk Jens Nonnenmacher gekettet - weil der gesamte Vorstand handlungsunfähig ist.

Martin Hesse

Die HSH Nordbank sitzt in einer Zwickmühle. Als die Landesbank Ende vergangenen Jahres in eine Existenzkrise schlitterte, legten Eigner und Aufsichtsrat das Schicksal des Instituts in die Hände des bisherigen Finanzvorstands Dirk Jens Nonnenmacher. Er trägt den Spitznamen Dr. No, weil sein für Banker ungewöhnliches Aussehen an den Bösewicht aus einem James-Bond-Film erinnert.

Das Problem ist, dass nicht ganz klar ist, ob auch Nonnenmacher ein Bösewicht ist. Natürlich trägt er als damaliger Finanzvorstand Mitverantwortung für Fehler der Bank. Nicht geklärt ist, ob er womöglich seine Pflichten verletzt hat und dann auch juristisch zu belangen wäre.

Die Rolle Nonnenmachers und aller anderen Vorstände untersucht derzeit eine Anwaltskanzlei. Kommt sie zu dem Schluss, dass der HSH-Chef Pflichten verletzt hat oder gar die Finanzaufsicht Bafin über riskante Geschäfte täuschte, wie im Umfeld der Bank einige vermuten, dann ist Nonnenmacher als Vorstandschef nicht länger tragbar. Schon jetzt ist er eine Bürde für die HSH. Wer wie Nonnenmacher unter politischem Dauerbeschuss steht, wird sich schwertun, eine Bank aus der Krise zu führen.

Doch die HSH hat offenbar keine Wahl, und das ist das eigentliche Drama der Bank. Seit Monaten füllt Nonnenmacher in Personalunion vier Vorstandsposten aus. Offenbar tut sich die Landesbank schwer, fähige Manager zu finden, die sie aus der noch immer prekären Lage befreien können. Auch in der zweiten und dritten Führungsebene stehen Leute vor dem Absprung. Der Fisch stinkt vom Kopfe. Doch Nonnenmacher kann erst ersetzt werden, wenn der übrige Vorstand wieder handlungsfähig ist.

© SZ vom 14.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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