Hoffnung für die Arbeitnehmer:Super-Airbus soll in Hamburg bleiben

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Nach Angaben aus Firmenkreisen wird die Montage des "A380" nicht nach Toulouse verlagert. Die übrigen deutschen Standorte bangen weiter.

Jens Flottau

Der Produktionschef des A380, Mario Heinen, sagte am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Toulouse, er gehe davon aus, dass die bisherigen Arbeiten für das neue Großraumflugzeug in Hamburg blieben.

Der erste in Hamburg lackierte Airbus A380 steht in der Werkshalle in Finkenwerder. (Foto: Foto: dpa)

Die Airbus-Muttergesellschaft EADS wollte diese Äußerung nicht offiziell kommentieren. Nach Informationen aus Firmenkreisen soll die Entscheidung aber so fallen. Auf Nachfragen von Journalisten schwächte Heinen seine Aussage später allerdings ab und sagte, er sei falsch interpretiert worden.

Offiziell gab es keine Äußerungen zu den Standortplänen. Unternehmensvertreter sagten jedoch, dass es ohnehin schwierig und teuer geworden wäre, so gravierende Änderungen wie eine große Verlagerung zu beschließen, während die Produktion hochgefahren werde. Vielmehr sei es immer darum gegangen, die Unternehmensstruktur für künftige Projekte zu überdenken.

Die Hamburger Landesregierung lehnte einen Kommentar ab. ,,Wir haben nie an der Vertragstreue von EADS gezweifelt'', ließ Bürgermeister Ole von Beust erklären und verwies auf die Vereinbarung, dass Endmontage und Auslieferung des A380 in Hamburg anzusiedeln seien.

10.000 Arbeitsstellen gefährdet

Nach Toulouse ist Hamburg der zweitwichtigste Produktionsstandort des Airbus-Konzerns und Sitz der Deutschland-Zentrale. In Finkenwerder, am Südufer der Elbe, werden Rumpfteile für den A380 hergestellt; außerdem bekommen die Flugzeuge dort ihre Innenausstattung und die Lackierung. An dem Standort arbeiten 12.000 Mitarbeiter.

Der Airbus-Konzern ist, ausgelöst durch die zweijährige Verspätung des A380, in eine schwere Krise geraten. Um die Verluste aufzufangen, hat das Unternehmen das Restrukturierungsprogramm ,,Power 8'' gestartet, durch das von 2010 an Kosten von 2,1 Milliarden Euro jährlich eingespart werden sollen. Einzelheiten des Programms, das Airbus-Chef Louis Gallois am 20. Februar bekanntgegeben will, sind noch geheim.

Gewerkschaften befürchten, dass 10.000 Arbeitsplätze gefährdet sind, darunter bis zu 8000 in Deutschland. Das Projekt sieht auch vor, die Arbeit innerhalb des Konzerns effizienter zu verteilen und möglicherweise mehr Projekte an Lieferanten zu verlagern.

Weil die Probleme bei der Verkabelung des A380 vor allem das Hamburger Werk betrafen, waren in Deutschland Befürchtungen laut geworden, die Zuständigkeit für den Rumpf könne abgezogen werden. Dies ist nun offensichtlich intern vom Tisch. Dies könnte dann vor allem für die neuesten Flugzeuge gelten, die Airbus in den kommenden Jahren entwickeln will.

Keine Entwarnung

Im Jahr 2013 soll der neue Langstreckenjet A350 auf den Markt kommen, der mit der erfolgreichen Boeing 787 konkurrieren wird. Wenig später wird auch ein Nachfolger für den 150-sitzigen Airbus A320 erwartet. Im Rahmen des Power-8-Programmes wird auch entschieden, wo der kleinere A350 montiert wird. In Unternehmenskreisen heißt es, dessen Endmontage werde voraussichtlich in Toulouse stattfinden. Der A320 könne in Hamburg zusammengebaut werden.

Dass Airbus die A380-Arbeiten in Hamburg offenbar nicht antasten will, bedeutet für die übrigen deutschen Standorte keine Entwarnung. Der Verkauf von einigen Werken steht weiter zur Diskussion. Hingegen warnt der ehemalige Entwicklungschef Jürgen Thomas, der als ,,Vater des A380'' gilt, vor allzu weit reichenden Schritten. Wichtige Komponenten wie die Tragflächen und die Fähigkeit, diese Bauteile zusammenzufügen, müssten bei Airbus bleiben. ,,Sonst verliert man das industrielle Know-how'', sagte Thomas.

Dies ist nach den Äußerungen Heinsen nun offensichtlich intern vom Tisch. Auch wenn die Aussagen nicht offiziell bestätigt werden, hieß es in Unternehmenskreisen, dass es ohnehin schwierig und teuer geworden wäre, so gravierende Änderungen zu beschließen, während die Produktion hochgefahren werde. Vielmehr sei es immer darum gegangen, die Unternehmensstruktur für künftige Projekte zu überdenken.

A350 für 2013 geplant

Dies könnte dann vor allem für die neuesten Flugzeuge gelten, die Airbus in den kommenden Jahren entwickeln will. Im Jahr 2013 soll der neue Langstreckenjet A350 auf den Markt kommen, der mit der erfolgreichen Boeing 787 konkurrieren wird.

Wenig später wird auch ein Nachfolger für den 150-sitzigen Airbus A320 erwartet. Im Rahmen des Power-8-Programmes wird auch entschieden, wo der A350 montiert. In Unternehmenskreisen heißt es, die Endmontage werde voraussichtlich in Toulouse stattfinden. Der A320 könne künftig in Hamburg gefertigt werden.

Keine Entwarnung für übrige deutsche Standorte

Dass Airbus die A380-Arbeiten in Hamburg offenbar nicht antasten will, bedeutet für die übrigen deutschen Standorte allerdings keine Entwarnung. Der Verkauf von Werken, deren Fertigkeiten nicht mehr zu den Kernkompetenzen gezählt werden, steht immer noch zur Diskussion.

Hingegen warnt der ehemalige Entwicklungschef Jürgen Thomas, der als ,, Vater des A380'' gilt, vor allzu weitreichenden Schritten. ,,Ich würde nicht so weit gehen wie Boeing'', sagte Thomas am Rande einer Airbus-Veranstaltung in Toulouse.

Wichtige Komponenten wie die Tragflächen und die Fähigkeit, diese Bauteile zusammenzufügen, müssten bei Airbus bleiben. ,, Sonst verliert man das industrielle Know-How'', befürchtet Thomas.

© SZ vom 08.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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