Heinz-Horst Deichmann:Firmenlenker mit christlichem Leitbild

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Heinz-Horst Deichmann blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Er baute den größten Schuhhändler Europas auf und fördert Hilfsprojekte in der Dritten Welt. Nun feiert er seinen 80. Geburtstag.

Caspar Dohmen

Heinz-Horst Deichmann wirkt mit seiner Philosophie wie ein Fossil in der heutigen Unternehmenswelt, die bestimmt scheint von gierigen Managern und Finanzinvestoren. ,,Geld ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr'', beschreibt Deichmann sein persönliches Verhältnis zum Mammon.

Heinz-Horst Deichmann wird an diesem Freitag 80 Jahre alt. (Foto: Foto: dpa)

Prägendes Vorbild für ihn, der an diesem Freitag den 80. Geburtstag feiert, ist sein Vater. Dieser legte nicht nur den Grundstein für das Schuhgeschäft, sondern lebte seinen Mitarbeitern auch das Evangelium vor.

Vater Deichmann hilft in den dreißiger Jahren Juden im Untergrund, Armen und Kranken. Als Hitler Frankreich überrennt, stirbt der Vater, und sein Sohn muss das Geschäft übernehmen.

Marschbefehl an die Ostfront

Nach kurzer Zeit wird Heinz-Horst Deichmann eingezogen, erhält als Flakhelfer den Marschbefehl an die Ostfront. Nahe der Oder wird er bei einem Gefecht mit den Russen verwundet, ein Halsdurchschuss.

Sein Überleben begreift er bis heute als eine göttliche Fügung. Der notdürftig versorgte Deichmann kann sich nach Hause auf den Weg machen, bevor die Ostfront ganz zusammenbricht.

Zunächst studiert Deichmann Theologie und Medizin, lauscht dem bekannten Schweizer Theologen Karl Barth; erst einige Jahre später wird er im Hauptberuf Unternehmer.

Gute Ideen

Während des Wirtschaftswunders geht es rasant mit der Firma bergauf. Die Menschen brauchen Schuhe, und Deichmann hat gute Ideen wie die Fertigung von Schnürsenkeln aus ehemaligen Fallschirmseilen.

Aus der kleinen Schuhmacherei in Essen-Borbeck wächst nach und nach Europas größter Schuhhändler. Heute arbeiten mehr als 24.000 Beschäftigte in elf Ländern in gut 2.100 Filialen.

Aus den USA kopiert Deichmann die Art des Schuhverkaufs. Er stellt die Schuhe paarweise in die Regale, was den Verkäuferinnen die Wege ins Lager erspart. Von der Firma stammt inzwischen jeder fünfte verkaufte Schuh in Deutschland, diese Woche eröffnet Deichmann in Hamburg die tausendste Filiale.

Sehr agil

Gerne prüft der Senior-Chef noch selbst die Läden, 25 Geschäfte besuchte er alleine in dieser Woche. Mitarbeiter beschreiben ihn bis heute als sehr agil. Wenn er in Deutschland sei, dann komme er noch jeden Tag ins Büro.

Viel Zeit verbringt Deichmann mittlerweile auf Reisen, beispielsweise um vor Ort Hilfsprojekte anzuschauen, die er unterstützt. Im August war er in Afrika, im Oktober geht es nach Indien. Dort betreibt das von ihm gegründete Missionswerk ,,Wort und Tat'' Schulen und Krankenhäuser.

Ausbildung über Bedarf

In seinem Unternehmen prägte Deichmann einen Managementstil mit sozialer Verantwortung. Es wäre schlimm, wenn er bekannt wäre als einer, der die Leute ausnutzt, sagte er einst. So bildet das Unternehmen über Bedarf Lehrlinge aus und bietet Mitarbeitern breite Sozialleistungen.

Garant dafür ist in diesen Tagen Sohn Heinrich Deichmann, der seit sieben Jahren die Geschäfte leitet. ,,Ich bin wie meine Eltern überzeugter Christ'', sagt er: ,,Und es ist auch für mich ungemein wichtig, dass dieses Unternehmen weiterhin Teil unserer Philosophie, unseres Glaubens ist.''

© SZ vom 29.09.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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