Harter Brexit:Milliardenverluste für Unternehmen

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Der Bundesverband der Deutschen Industrie prognostiziert bei hartem Brexit massive Einbußen.

Von Daniel Brössler, Berlin

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat vor massiven Folgen eines Ausscheidens Großbritanniens aus der Europäischen Union ohne Austrittsabkommen auch für Deutschland gewarnt. "Wenn es ganz dick kommt, rechnen wir mit einem Rückschlag für die deutsche Wirtschaft in der Größenordnung von mindestens einem halben Prozent des Bruttoinlandsproduktes", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang am Dienstag in Berlin. Das bedeute eine Verringerung der Wirtschaftskraft um etwa 17 Milliarden Euro allein in diesem Jahr. Gut eine halbe Million Arbeitsplätze in Deutschland hingen direkt oder indirekt vom Export nach Großbritannien ab. Weil auch vier Wochen vor dem festgelegten Termin für das Ausscheiden am 29. März keine Mehrheit für das Austrittsabkommen im Unterhaus absehbar ist, gilt das Risiko eines ungeregelten Brexit als hoch.

"Die britische Politik darf Entscheidungen nicht länger vertagen", appellierte Lang. "Absurd" sei, "wenn das Vereinigte Königreich in vier Wochen in einen harten Brexit schlittert, den selbst eine Mehrheit im Parlament in London ablehnt." Komme es zu einem Austritt ohne Abkommen und die darin verankerte Übergangsfrist bis Ende 2020, werde Großbritannien "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" in eine Rezession stürzen. Falls es keine Einigung auf das bereits ausgehandelte, vom britischen Parlament aber bislang abgelehnte Austrittsabkommen gebe, sei es "an der Zeit, den Austrittsprozess zu stoppen". Das sei "besser, als in einen ungeordneten Austritt mit massiver wirtschaftlicher Beschädigung zu stolpern".

In der BDI-Mitgliedschaft herrsche große Unzufriedenheit mit der britischen Politik, sagte Lang. Für die Unternehmen sei es "aktuell ohne Alternative", sich auf die Möglichkeit eines ungeregelten Brexit vorzubereiten. Zwar könnten Notfallmaßnahmen aufseiten der Unternehmen und der Politik die schlimmsten Auswirkungen abmildern. "Die Wucht, die ein harter Brexit entfaltet, werden wir trotzdem deutlich spüren", warnte Lang. So sei mit langen Wartezeiten am Zoll zu rechnen - mit Folgen für die bislang "perfektionierten Just-in-time-Prozesse". Dringenden Handlungsbedarf gebe es bei 1200 Stoffen, die bislang nur in Großbritannien zugelassen seien. Sie könnten nach einem harten Brexit bei der Produktion in vielen Branchen fehlen.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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