Happy End:Saban erhält Zuschlag für ProSieben-Gruppe

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Im zweiten Anlauf hat es geklappt: Der US-Milliardär Haim Saban kann die Fernsehfamilie ProSiebenSAT.1 aus dem Erbe des gescheiterten Medienunternehmers Leo Kirch übernehmen.

Von Klaus Ott und Markus Balser

(SZ vom 06.08.03) - In dem mit Spannung erwarteten Treffen der Gläubiger am Dienstag in München erneuerte Saban nach Informationen aus Branchenkreisen sein Gebot von etwa 7,50 Euro je Stammaktie. Zusammen mit einer notwendigen Finanzspritze für ProSiebenSat.1 hat der Verkauf damit ein Volumen von rund einer Milliarde Euro.

Wie der Kirch-Konzern filettiert wurde. (Foto: Foto: SZ)

Der US-Investor, der in einem Konsortium mit fünf Finanzinvestoren bot, übernimmt sofort 36 Prozent der Stammaktien, die Kirch Media direkt an der ProSiebenSat.1 Media AG hält.

Zweiter Schritt

In einem zweiten Schritt kaufen Saban und seine Partner weitere 14,5 Prozent der Stammaktien. "Wir sind sehr erfreut, dass unser Angebot den Gläubigerausschuss überzeugt hat", erklärte Saban. "Wir freuen uns darauf, die Transaktion abzuschließen."

Die Kirch Media und ihre Gläubigerbanken wollen den Verkauf nun so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen. Saban soll noch in dieser Woche zum Hauptaktionär der ProSieben-Gruppe werden.

Den Informationen zufolge wird der Vertrag bereits an diesem Donnerstag oder Freitag bei einem Notar in der Schweiz beurkundet. Sobald JP Morgan Chase, Sabans Bank, die beurkundeten Verträge erhält, wird der bei ihr bereits hinterlegte Kaufpreis für die Beteiligung auf ein Konto von Insolvenzverwalter Michael Jaffé überwiesen.

"Der Deal ist durch"

In Bankenkreisen wird nicht davon ausgegangen, dass es zu einem neuerlichen Poker um den Kaufpreis kommt. "Der Deal ist durch", hieß es. "Wir sind sicher, dass diesmal alles wie geplant erfolgen wird", sagte auch ProSiebenSat.1-Chef Urs Rohner.

Mit der Übernahme durch Saban gehe eine lange Phase der Unsicherheit über die Mehrheitsverhältnisse zu Ende. "Wir erhalten damit eine stabile Aktionärsstruktur und die notwendige Ruhe, um uns wieder ganz auf das operative Geschäft konzentrieren zu können."

Für die Übernahme muss der US-Milliardär keinen neuen Antrag beim Bundeskartellamt stellen. Der Kauf sei von der bereits beim ersten Übernahmeversuch erteilten Freigabe abgedeckt, sagte eine Kartellamts-Sprecherin am Dienstag.

Ohne Auflagen

Die Behörde hatte dem Geschäft im April ohne Auflagen zugestimmt. Da Saban in Deutschland bislang nicht aktiv ist, sahen die Wettbewerbshüter keine Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung des neuen Besitzers.

Allerdings müssen die fünf Finanzpartner Sabans ihren Einstieg absegnen lassen. Saban hält das Aktienpaket deshalb zunächst allein. Erst nach dem Plazet der Behörden wollen die neuen Hauptaktionäre eine gemeinsame Holding für ihre Beteiligung gründen.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will sich Saban künftig selbst im Aufsichtsrat der ProSieben-Gruppe engagieren. Er soll Vorsitzender des Kontrollgremiums werden. Auch sein Chefstratege Adam Chesnoff und Vertreter der fünf Beteiligungsgesellschaften sollen in den Aufsichtsrat nachrücken.

Angebot an die Kleinaktionäre

Saban will nicht erneut versuchen, das Übernahmeangebot an die Kleinaktionäre zu umgehen. Er werde für die börsennotierten Vorzugsaktien aber nur etwa den Mindestpreis - der gewichtete Durchschnittskurs der letzten drei Monate - zahlen, rund 5,60 Euro.

In letzter Minute hatte Haim Sabans Offerte Konkurrenz bekommen. Die Beteiligungsgesellschaft Apax Partners hatte dem Gläubigerausschuss ein mit acht Euro je Stammaktie höher dotiertes Angebot vorgelegt.

Der Ausschuss diskutierte die Offerte, votierte aber einstimmig für Sabans Angebot. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass das Apax-Angebot an Bedingungen geknüpft gewesen sei. Zudem erwartete das Gremium offenbar kartellrechtliche Probleme, nachdem die Firma im Frühjahr zusammen mit Finanzpartnern einen Großteil des Telekom-Kabelnetzes gekauft hatte.

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