Handelsbilanz:Falscher Schnitt

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Bei Rasenmähern hinkt der Exportweltmeister hinterher. Vor allem die Bilanz zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sieht sehr, sehr schlecht aus. US-Präsident Donald Trump würde sie allerdings gefallen.

Von Harald Freiberger

Jetzt fahren sie wieder, unüberhörbar. Das Frühjahr, wenn alles wächst und sprießt, ist die Zeit des Rasenmähers. Passend zur Jahreszeit hat das Statistische Bundesamt am Dienstag die Zahl der importierten und exportierten Rasenmäher veröffentlicht, unter der Rubrik "Zahl der Woche". Sie birgt diesmal ungewohnte und wohl auch unfreiwillige Brisanz, weil sie in eine Diskussion von internationalem Ausmaß eingreift - jene über den deutschen Exportüberschuss. US-Präsident Donald Trump nannte diesen in Gegenwart von Kanzlerin Angela Merkel vor wenigen Tagen "bad, very bad".

Was soll man da sagen? Hätte Merkel zu dem Zeitpunkt schon die Zahl der im- und exportierten Rasenmäher gewusst, hätte sie Trump vielleicht etwas erwidern können. Denn zumindest im Rasenmäher-Bereich ist es mit der deutschen Export-Übermacht nicht weit her. 2016 führte Deutschland 3,2 Millionen Rasenmäher ein. Das bedeutet theoretisch, dass jeder 25. Bundesbürger im vergangenen Jahr einen Rasenmäher aus dem Ausland gekauft hat. Exportiert wurden dagegen nur 1,3 Millionen Geräte. Auf drei eingeführte kam nur knapp ein ausgeführter Rasenmäher.

Die Daten kommen vom Zoll, sie sind sehr detailliert. So listen sie im- und exportierte Rasenmäher nach sieben Gattungen auf, selbstfahrend, mit Sitz, ohne Sitz, mit Motor, mit Elektromotor und so weiter, und das für jedes Land der Erde. Hauptimporteur war China mit 1,7 Millionen Geräten. Fast die Hälfte der exportierten Rasenmäher geht in die Europäische Union.

Interessant aus Sicht der Kanzlerin ist die bilaterale Bilanz zwischen Deutschland und den USA: So führten amerikanische Hersteller 132 614 Rasenmäher nach Deutschland ein, wohingegen nur 184 deutsche Fabrikate in die USA gingen. Die Straßen New Yorks sind voller Audis, BMWs und Mercedes - aber von deutschen Qualitätsmähern wie dem Bosch Rotak 43 oder dem Gardena Powermax wollen die Amerikaner nichts wissen. Umgekehrt sitzen die Deutschen gern auf einem John Deere Rasentraktor X 305 R, und wenn sie einen Elektromäher von "Wolf Gartengeräte" kaufen, läuft das unter "Importe": die deutsche Traditionsfirma wurde von einem US-Konzern übernommen. Diese Statistik ist in der Tat "bad, very bad", aber aus deutscher Sicht, nicht aus amerikanischer, und Kanzlerin Merkel hätte allen Grund, Donald Trump zuzurufen: "Make German Rasenmäher great again."

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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