Die Deutsche Bahn will den Güterverkehr auf der Schiene in den nächsten Jahren massiv ausbauen. Bis 2030 werde die Konzerntochter DB-Cargo versuchen, 25 Millionen zusätzliche Fahrten von der Straße auf die Schiene zu holen, kündigte die Chefin der Güterbahntochter der Deutschen Bahn, Sigrid Nikutta, an. Der größte deutsche Staatskonzern werde mit dem Schienen-Güterverkehr trotz Verlusten auf Wachstumskurs gehen und weiter massiv Personal einstellen, sagte Nikutta und erklärte: "Das ist eine Richtungskorrektur, die wir vornehmen."
Die Güterbahn gilt seit Jahren als Problemsparte der Bahn und sorgte immer wieder für hohe Verluste. Der einstige Fast-Monopolist auf der Schiene hat über die Jahre rund die Hälfte des Marktanteils an konkurrierende Güterbahnen verloren. DB Cargo hat im vergangenen Jahr 232 Millionen Tonnen Güter transportiert. Im Jahr 2010 waren es noch 415 Millionen Tonnen. Nikutta kündigt nun an, die Geschäfte massiv ausbauen zu wollen. DB Cargo werde das Angebot zum Transport auf der Schiene ausweiten und mehr Züge in engerem Takt fahren lassen. Die Bahntochter wolle auch dafür sorgen, dass Güter bei fehlendem Gleisanschluss auch mit dem Lkw abgeholt und dann auf die Schiene gebracht würden.
Allerdings ist auch für die Bahn-Vorständin klar, dass das voraussichtlich nur mit Unterstützung der Politik gelingt. Vor allem der Straßenverkehr müsse seine wahren Kosten tragen, mahnte Nikutta an. Nur dann sei faire Konkurrenz mit dem Verkehr auf der Schiene möglich. Zuletzt war der Transport auf der Straße deutlich günstiger. Mit den gefallenen Benzin- und Dieselpreisen in der Corona-Krise hatte sich das Problem zuletzt noch verschärft.
Den Ausbau des Schienengüterverkehrs hat auch die große Koalition beschlossen und will ihn massiv vorantreiben. Sie will so für mehr Klimaschutz im Verkehr sorgen und die eigenen Klimazielen erreichen. Etwa 72 Prozent der Verkehrsleistung in Deutschland erbringen derzeit Lkw. Güterzüge kommen nach Bahn-Angaben heute nur noch auf knapp 19 Prozent des Gütertransports. Etwa die Hälfte davon entfällt jeweils auf die Bahn-Tochter DB Cargo und ihre privaten Konkurrenzunternehmen.