Gründungen:Mehr als Import-Export

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Schon heute sind viele Menschen mit Migrationshintergrund eine Bereicherung für die deutsche Wirtschaft. Als Unternehmer schaffen sie Arbeitsplätze. Der DIHK rechnet 2018 mit 30 000 neuen Jobs in solchen Betrieben.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Wirtschaftliche Boomzeiten sorgen oft für sinkende Gründerzahlen. Wenn der Arbeitsmarkt brummt, sehen offenbar viele potenzielle Gründer keine Notwendigkeit, den riskanten Schritt zur eigenen Firma zu wagen. Anfang des Jahres erst hatte die staatliche KfW-Bank für 2017 mit nur rund 557 000 Gründungen einen neuen Negativrekord verkündet. Eine Anlaufstelle für Gründer sind auch die Industrie- und Handelskammern. Und die können für 2017 eine interessante Zahl vermelden: Demnach hatte schon jeder fünfte der rund 150 000 Gründungsinteressierten, die auf der Suche nach Beratung den Weg in eine Kammer gefunden hatten, einen Migrationshintergrund.

"Längst stehen dabei nicht mehr nur klassische Branchen wie Handel und Gastronomie im Fokus", sagt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer. Immer mehr Gründer in dieser Gruppe wollten im Dienstleistungsbereich mit Angeboten für Geschäftskunden gründen oder in Industriebranchen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des DIHK hervor. Befragt wurden die Gründungsberater der 79 Kammern, die 2017 rund 150 000 potenzielle Gründer beraten haben. Dieses Jahr, so die Schätzung des DIHK, werden die bestehenden Migrantenunternehmen hierzulande rund 30 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. "Viele Menschen mit Migrationshintergrund sind schon heute eine Bereicherung für unsere Wirtschaft, gerade als selbständige Unternehmer", sagt Schweitzer und verweist auch auf die Ausbildungsplätze in diesen Firmen. Auch Flüchtlinge erkundigen sich inzwischen nach Gründungsmöglichkeiten, rund 700 verzeichnen die Kammern im Jahr. Berichtet wird von ersten Gründungen in Handel, Gastronomie, vereinzelt auch in der IT-Branche.

Nach Einschätzung von 78 Prozent der IHK-Berater sind mangelnde betriebswirtschaftliche Kenntnisse das größte Problem bei Gründern mit ausländischen Wurzeln. Aber: Laut DIHK gilt das auch für deutsche Gründer. Auf dem zweiten Platz liegen bei Gründern mit Migrationshintergrund mangelnde Deutschkenntnisse. Gut die Hälfte der Experten nennen zudem als Hindernis, dass Gründer mit Migrationshintergrund zu selten professionelle Beratung suchten. Finanzierungsschwierigkeiten dagegen sieht nur gut jeder dritte Berater als Hürde.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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