Gründer von "Ulm Digital":"Wir möchten Talente halten"

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Heribert Fritz leitet die Unternehmensberatung UNO in Ulm und ist Vorsitzender der Unternehmerinitiative „Ulm Digital“, die 2016 gegründet wurde, um den Wandel in Unternehmen und Stadtgesellschaft voranzutreiben. (Foto: N/A)

Heribert Fritz erklärt, wie Bürger digitale Ideen entwickeln können - und was die Stadt davon hat.

Interview von Felicitas Wilke

SZ: Herr Fritz, zusammen mit anderen Unternehmern aus Ulm haben Sie vor einem Jahr die Initiative "Ulm Digital" gegründet, die unter anderem das Verschwörhaus unterstützt. Was ist die Idee hinter der Initiative?

Heribert Fritz: Ulm ist eine Stadt, der es wirtschaftlich gesehen eher sehr gut als gut geht. Hier sind viele erfolgreiche Mittelständler im Zulieferer-und Dienstleisterbereich angesiedelt, hinzu kommt die Universität, die Ulm zu einer Wissenschaftsstadt macht. Die Initiative verstehen wir als Netzwerk zwischen Unternehmen, Institutionen und der Bürgerschaft - mit dem Ziel, dass es uns auch weiterhin so gut geht. Das kann nur gelingen, wenn wir die digitale Transformation gemeinsam beschreiten.

Was heißt das konkret?

Wir beantworten den Unternehmen in der Region ihre Fragen rund um die Digitalisierung und wir organisieren Veranstaltungen, zum Beispiel zum Thema Fake News. Demnächst laden wir Top-Hacker ein, die uns über Cyberkriminalität berichten. Neben dieser Aufklärungsarbeit unterstützen wir Projekte wie das Verschwörhaus.

Nicht ganz ohne Eigennutz.

Auf kurze bis mittlere Sicht geht es uns mehr ums Geben als ums Nehmen. Im Verschwörhaus möchten wir die Bürger ermutigen, digitale Ideen zu entwickeln. Auf lange Sicht erhoffen wir uns davon tatsächlich auch einen Nutzen. Hier in der Gegend herrscht Vollbeschäftigung, aber den Fachkräftemangel spüren wir schon: Der Wettbewerb um die jungen Talente ist zu einem Haifischbecken geworden. Wir möchten sie mit Angeboten wie dem Verschwörhaus fördern und in der Region halten - und vielleicht sogar neue Leute anziehen.

Schaffen Sie es, wirklich die gesamte Bürgerschaft anzusprechen - und nicht nur IT-affine Tüftler?

Das ist auf jeden Fall unser Ziel und ich glaube, dass es uns das jeden Tag ein bisschen besser gelingt. Schon deshalb, weil wir einen Ort mitten in der Stadt geschaffen haben, an dem Neugierige einfach vorbeikommen und Fragen stellen können.

Im Verschwörhaus werden eher die kleinen Dinge des Lebens angegangen. Können diese wirklich dabei helfen, die Stadtgesellschaft zu verändern?

Ich kann Ihnen zwei Beispiele nennen, wie uns das Internet der Dinge und intelligente Lösungen auf Sensorbasis auch bei komplexen Themen helfen können. Im Rahmen der gesetzlichen Datenschutzbestimmungen können die Sensoren messen, wie viele Menschen sich in der Stadt von A nach B bewegen, wo sie stehen bleiben und wo sie vorbeilaufen. Daraus können Einzelhändler Konsequenzen für ihr Geschäft und ihre Werbung ableiten. Bei der Feinstaubthematik helfen uns die Sensoren auch, weil wir die Ergebnisse der verschiedenen Messpunkte über das LoRaWAN-Netzwerk zusammensetzen und daraus Rückschlüsse für die Verkehrsplanung ziehen können.

Wie sieht ein smartes Ulm für Sie aus?

Den Begriff der smarten Stadt finde ich überstrapaziert. Aber ich glaube, dass man ihn herunterbrechen kann auf eine Stadt, in der wir vom Menschen aus denken und Technologie so einsetzen, dass es uns besser geht.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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