Der schon seit vielen Jahren in Asien lebende deutsche Manager lächelt. Im Ausland wird man anerkannt wegen Tugenden, die es in Deutschland so gar nicht mehr gibt, sagt er. So ist das eben. Wenn Vorurteile sich halten, ist das mal schlecht und manchmal auch gut.
Einsames Terminal: Der Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg wird nicht wie geplant am 3. Juni eröffnen.
(Foto: dpa)Viele Chinesen glauben, dass die Menschen in Bayern ständig fette Schweinshaxen essen, mit Knödeln dazu. Das ist noch eines der kleineren Missverständnisse. Nicht weiter schlimm. Gravierender und wichtiger für die deutsche Industrie ist der unverrückbare Glaube in Asien an die deutsche Ingenieursnation - der immer alles gelingt. An den vielen erfolgreichen Produkten wie Maschinen oder Luxusautos können sie das ja auch täglich und vor Ort sehen. Ganz anschaulich.
Da passt die Nachricht der Woche nicht so recht ins positive Bild, dass die hochgepriesenen deutschen Ingenieure den neuen Flughafen ausgerechnet in ihrer Hauptstadt Berlin nicht zum Funktionieren bringen. In jeder Wüste klappt so etwas. Nun rächt sich der großzügige Verzicht auf einen professionellen Generalunternehmer als kleinmütige Entscheidung überforderter Bürokraten. Die Blamage am Drehkreuz, das sich nicht dreht, besitzt Folgen für die Luftfahrt weltweit. Flugpläne müssen neu ziseliert, Tickets umgeschrieben werden. Einzelhändler und kleine Dienstleister schauen finanziell in Abgründe.
Es gibt bissige Schlagzeilen weltweit. Auch Häme kann global sein.
Dabei ist der Flughafen BER durchaus nicht das einzige Großprojekt in Deutschland, was nicht wie geplant vorankommt. Von den Menschen im Binnenland weniger beachtet wird der einzige deutsche Tiefwasserhafen für Containerschiffe in Wilhelmshaven. Ebenfalls ziemlich spektakulär sind die Gründe, warum sich seine Eröffnung um mindestens ein halbes Jahr verzögern wird.
Die stählernen Spundwände des Hafenbeckens sind undicht. Durch 150 Risse rieselt der Sand, der an sich ein stabiles Fundament für die Verladekräne abgeben sollte. An den geplanten Probebetrieb ist nicht zu denken. Hier wirkte ein mittelständisches Bauunternehmen, das sich erst in das Vergabeverfahren eingeklagt hatte. Der Auftrag sollte zunächst an einen Baukonzern gehen - der war immerhin schon mal in salzigem Meerwasser tätig. Die Mittelständler nicht.
Die Erbauer der Spundwände hatten mehr Glück im Unglück als die Flughafenmanager. Das Debakel von Wilhelmshaven bewegte trotz spürbarer Auswirkungen auf den Welthandel die Gemüter vergleichsweise wenig. Es versandete in der globalen Medienlandschaft.