Grenke:Noch fehlt Vertrauen

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Das Unternehmen Grenke aus der Nähe von Baden-Baden hat sich unter anderem auf das Leasing von Büromaterial spezialisiert. (Foto: oh)

Der Aktienwert von Grenke sackt erneut ab. Grund sind immer noch die Vorwürfe eines Spekulanten.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Der deutsche Leasingspezialist Grenke kämpft weiterhin dafür, das Vertrauen der Finanzmärkte zurückzugewinnen. Nachdem im September mehr als eine Milliarde Euro an Börsenwert vernichtet wurde, ging es in den vergangenen Tagen ein wenig aufwärts und die Aktie erholte sich auf zwischenzeitlich 40 Euro. Am Montag nun aber galt die Aktie zeitweise als Tagesverlierer, gab zwischenzeitlich mehr als vier Prozent nach, was zeigt, wie stark Grenke nach dem Kursabsturz um Vertrauen kämpfen muss.

Hintergrund des zwischenzeitlichen Kursabsturzes ist ein Bericht des britischen Investoren und Leerverkäufers Fraser Perring. Dieser hatte vor mehreren Wochen einen 64-seitigen Bericht zu Grenke veröffentlicht. Die schwerwiegendsten Anschuldigung waren unter anderem Geldwäsche, Bilanzfälschung und Betrug. So habe, heißt es in dem Bericht, das Unternehmen über Jahre hinweg über ein kompliziertes Franchise-System Firmen zugekauft, die zuvor von dem Unternehmen "verbundenen Parteien" finanziert wurden. Trotz verlustreicher Bilanzen hätte Grenke die Unternehmen nach ersten Gehversuchen im Ausland nahezu immer gekauft. Daraus schlussfolgerte Perring, dass die Firma so nicht vorhandene Barbestände verschleiern wollte. Uninvestierbar sei die Aktie deswegen.

Wolfgang Grenke wies alle Vorwürfe zurück. Die Firma Grenke tat es ihm nach und konnte in der Zwischenzeit einige Vorwürfe entkräften. So präsentierte sie unter anderem Barbestände bei der Bundesbank in Höhe von mehr als 800 Millionen Euro. Sonderprüfer KPMG, den Grenke zusätzlich zu einem weiteren Prüfer beauftragt hat, die Vorwürfe zu checken, konnte zudem die Existenz des allergrößten Teils der übrigen Barbestände bei diversen Banken nachweisen. Das sahen auch Analysten als Pluspunkt. Johannes Thormann von HSBC Trinkhaus & Burkhardt schrieb in einer Analyse, Grenke habe die Vorwürfe "überzeugend zurückgewiesen", merkte allerdings an, dass ein Vorwurf fair sei: "der, der sich auf Transaktionen mit verbundenen Parteien bezieht". Auffällig war bei den Zukäufen, dass ehemalige Mitarbeiter die neuen Franchise-Unternehmen aufbauten und unter anderem von der CTP Handels- und Beteiligungs GmbH finanziert wurden. Dahinter steht wiederum eine Firma, deren Eigentümer seit Anfang des Jahres Wolfgang Grenke ist. Er lässt sein Aufsichtsratsmandat bei Grenke aktuell ruhen. Wer vorher Eigentümer war, ist angeblich unklar.

Trotz seiner Einschränkung gab Thormann von HSBC eine Kaufempfehlung ab. Allerdings verlor die Grenke-Aktie zwischenzeitliche. Auch die Finanzaufsicht Bafin hat mittlerweile Prüfer ins Unternehmen geschickt.

© SZ vom 13.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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