Das große Suchen kann beginnen: Googles Panorama-Ansicht Street View geht nach langen Diskussionen online und zeigt die 20 größten deutschen Städte. Deren Bewohner dürften nun im Netz erst einmal auskundschaften, wie es in der eigenen Nachbarschaft aussieht. Etwa 243.000 Haushalte hatten im Vorfeld verfügt, ihr Haus unkenntlich zu machen. Bundeskanzlerin Angela Merkel ...
... gehört nicht dazu. Das Haus in Berlin-Mitte, in dem die CDU-Politikerin wohnt, ist frei im Netz sichtbar. Anders die Grünen: Deren Bundesgeschäftsstelle ....
... verschwindet im Street-View-Nebel. Dies geschah offenbar jedoch nicht auf Wunsch der Partei: "Wir haben die Grüne Bundesgeschäftsstelle nicht bei Google Street View verpixeln lassen, das war jemand anderes. Wir sind in der Klärung", teilen die Grünen auf Twitter mit.
Die Pixelfrage beschäftigt auch die Nutzer auf Facebook, Twitter oder in Internetforen: Sie diskutieren über das Für und Wider von verschwommenen Nachbarschaften. Ästhetisch passt so mancher unscharfe Bildbrocken, wie hier am Helmholtzplatz in Berlin-Prenzlauer Berg, tatsächlich nicht zur Panoramarundfahrt. Diese findet übrigens fast immer im Sonnenschein statt: Google fertigte die Aufnahmen im Frühjahr und Sommer an. Allerdings ...
... fand die letzte große Street-View-Rundfahrt im Sommer 2008 statt. Seitdem hat sich vieles verändert: Vom Berliner Palast der Republik ist beispielsweise heute nichts mehr übrig, und auch ...
... in diesem Bürohochhaus arbeiten inzwischen Menschen: Es ist das Gebäude des Süddeutschen Verlages in der Hultschiner Straße in München, in dem seit Herbst 2008 unter anderem das Team von sueddeutsche.de und die Redaktion der Süddeutschen Zeitung arbeiten.
Auch das Kölner Stadtarchiv, 2009 eingestürzt, existiert bei Street View noch. Ein paar virtuelle Meter weiter ist die Ruine zu sehen - Google fuhr einige Strecken nochmals ab, wenn die Wege durch Baustellen versperrt waren.
Als das Google-Auto seinerzeit durch Deutschland kurvte, dürften viele Passanten nicht geahnt haben, dass sie im Netz verewigt werden würden - allerdings mit einem unkenntlich gemachten Gesicht. Hier steht ein sichtlich überraschter Passant vor der Davidwache im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Die Einsatzfahrzeuge der Polizei wollen übrigens auch anonym bleiben (siehe auch Berliner Wohnhaus der Kanzlerin) ...
Einzig diese Gruppe hatte sich perfekt auf die Ankunft des Street-View-Autos vorbereitet. Kein Wunder, handelt es sich doch um das Google-Team, das hier vor der Deutschlandzentrale in der Hamburger ABC-Straße posiert.
Bei Googles Niederlassung in München sieht die Sache allerdings anders aus: Offenbar hatte ein Mitmieter den Bürokomplex unkenntlich machen lassen.
Dieser Berliner hätte wohl auch gerne etwas posiert, kommt aber zu spät. Nun geht er als der deutsche Street-View-Verfolger ein in die Internet-Geschichte.
Alltag in Deutschland: Ein Mann in Bochum öffnet sein Auto - wir hoffen zumindest, dass es seines ist; rechts im Hintergrund durchsucht ein anderer Mann einen Mülleimer. Das Foto zeigt auch das Problem von Street View: Der Mann ist zu erkennen, weil der Google-Algorithmus sein Profil nicht als Gesicht identifiziert hat. Wer solche Fehler entdeckt, findet links neben der Copyright-Zeile den Hinweis "Ein Problem melden". Hier können auch Mieter und Hausbesitzer ihre Immobilie nachträglich verpixeln lassen.
Street View leidet noch an Kinderkrankheiten, zum Beispiel werden manche verwischte Häuser aus einer bestimmten Entfernung unverpixelt angezeigt. Manchmal wird das Prinzip auch ad absurdum geführt: Dieses Haus in Berlin-Friedrichshain wurde unkenntlich gemacht, doch findet sich der Hinweis auf ein weiteres Bild, da Google für viele Sehenswürdigkeiten zusätzliche Fotos anzeigt. Ein Klick auf das Symbol ...
... und die Hausfassade ist komplett sichtbar.
Die Diskussion über Nutzen und Gefahren von Street View wird weitergehen. Bis sie entschieden ist, können Internetsurfer virtuell die Bösebrücke in Berlin überqueren, wo sich am 9. November 1989 die Berliner Mauer am Grenzübergang Bornholmer Straße als Erstes öffnete, ...
... oder durch den Hamburger Amüsierbezirk St. Pauli streunen - jedoch nicht durch die Herbertstraße, Deutschlands berühmteste Rotlichtgasse. Allerdings ist der Rundgang auch ...
... irgendwann zu Ende: An der Stadtgrenze, wie hier in Köln.