Google:Auf der Suche nach Aufmerksamkeit

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Lobbyismus made by Google: Der Internetkonzern eröffnet in der deutschen Hauptstadt eine Dependance. Das Ziel: Konzern-Anliegen ins Parlament zu tragen - und zwar direkt.

Silke Lode

Mit Lobbyarbeit hat das Internetunternehmen Google bis vor kurzem nichts zu tun gehabt. Das Internet boomte, die hauseigene Suchmaschine entwickelte sich zum klaren Marktführer, und sogar ein neues Wort bürgerte sich im Sprachgebrauch ein: Die Menschen begannen zu "googeln". Alles lief also gut. Bis vor einem Jahr hatten Politiker und Verbandsvertreter in ganz Europa deshalb nur eine einzige Ansprechpartnerin bei dem Unternehmen. Jetzt arbeiten drei Lobbyisten in Brüssel, und Google hat Vertretungen in den meisten europäischen Großstädten.

Googles Lobbyistin in Berlin: Annette Kroeber-Riel (Foto: Foto: PA/dpa)

Annette Kroeber-Riel kümmert sich in Berlin um einen guten Draht zur Politik. Eigentlich ist Google Berlin nur Kroeber-Riels Schreibtisch in einem Bürogebäude unweit des Brandenburger Tors. Ende Mai wurde die "Vertretung" offiziell eröffnet. "Google ist mit einigen Themen in die politische Kritik geraten, das Unternehmen wird nicht mehr ausschließlich positiv wahrgenommen", begründet die Cheflobbyistin für Deutschland, Österreich und die Schweiz die jüngsten Bemühungen des Konzerns.

"Einige Themen" - das sind zum Beispiel Kritik am Datenhunger des Unternehmens, das Suchanfragen und die zugehörigen Computerkennungen 18 Monate lang speichert, Urheberrechtsverletzungen auf der zur Firma gehörenden Internetplattform YouTube oder Bedenken von Jugendschützern.

Um "in einen Dialog zu kommen, bevor Meinungen sich verfestigen", sagt Kroeber-Riel, baut sie für Google Kontakte zu Politikern, Ministerien und Behörden auf. Die 38-jährige Juristin hat Erfahrung mit dem Aufbau solcher Netzwerke. Acht Jahre hat sie sich für eine große amerikanische Kanzlei in Frankfurt mit Medien- und Kommunikationsrecht beschäftigt, vor drei Jahren kam sie nach Berlin, um zunächst für das Internetunternehmen Verisign und den Klingeltonanbieter Jamba Lobbyarbeit auf Bundes- und Europaebene zu betreiben.

Leichter als erwartet

Ihre Arbeit für Google sei viel einfacher, als sie erwartet habe: "Datenschutz, Urheberrechte und YouTube sind wichtige Themen und auch ein Grund dafür, weshalb Politiker sehr interessiert sind." Es gebe viele Fragen, und Google werde als Unternehmen positiv wahrgenommen.

Kritische Nachfragen etwa zur Datensammelpraxis von Google lässt sie kühl an sich abprallen: "Wir haben Gründe, warum wir IP-Adressen für eine bestimmte Zeit speichern." Datenschützer fordern für Deutschland strengere Vorgaben, die die Privatsphäre der Verbraucher besser schützen. Da müsse Google eben "dranbleiben" und "diskutieren", sagt Kroeber-Riel und lenkt das Gesprächsthema darauf, was sie an Google beeindruckt: Die "Offenheit", mit der dem Unternehmen begegnet werde, seine "Innovationskraft". Und schließlich sei Google seinerseits offen für Verbesserungsvorschläge. An YouTube habe man beispielsweise in Zusammenarbeit mit Jugendschützern einiges verändert.

Privat geht Kroeber-Riel gerne zum Tauchen. Seit mehr als 20 Jahren erkundet sie die Welt unter Wasser, am liebsten mit Sauerstoffflasche. "Da sieht man zwar weniger Farben. Aber beim Schnorcheln fehlt mir das Gefühl der Schwerelosigkeit."

© SZ vom 03.07.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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