Gold:Fair ist schwer

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Wie kam das Gold für den Ehering aus der Erde? Minen, wie hier in der Demokratischen Republik Kongo, sind schwer zu kontrollieren. (Foto: Simon Dawson/Bloomberg)

Nachhaltiges Gold ist begehrt, das Angebot ist aber knapp. Es fehlen Minen, die im Einklang mit Mensch und Natur fördern.

Von Jorgos Brouzos

Das gute Gewissen, es hat seinen Preis. Ob die CO₂-Kompensation für Flugtickets oder der Bio-Aufkleber auf dem Käse: Konsumenten bezahlen mehr, um die Natur zu schonen und den Produzenten einen fairen Verdienst zu garantieren. Und so gibt es mittlerweile auch faires Gold. Es versichert den Käufern, dass ihr Schmuck unter anständigen Bedingungen entstanden ist.

"Die Nachfrage nach fairem Gold ist groß", sagt etwa Markus Staub, der beim Schweizer Anbieter Max Havelaar für Fairtrade-Gold zuständig ist. Die Mengen allerdings sind bescheiden. "Wir könnten die fünffache Menge in der Schweiz absetzen." International schätzt Staub das Potenzial langfristig auf zehn bis 15 Tonnen, dieses Jahr hat das Label rund 400 Kilo Gold zertifiziert - fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Der weltweite Goldbedarf liegt allerdings bei 4000 bis 5000 Tonnen pro Jahr, etwa die Hälfte davon wird für Schmuck benötigt, außerdem sind Zentralbanken und Vermögensverwalter wichtige Abnehmer.

Die Käufer halten sich zurück, solange nicht gewährleistet ist, dass genügend faires Gold verfügbar ist. Zu den Abnehmern von Max Havelaar zählen neben verschiedenen Kantonalbanken kleine Goldschmieden mit einem überschaubaren Bedarf oder größere Schmuckfirmen, die es für bestimmte Kollektionen nutzen. "Große Uhren- und Schmuckmarken brauchen viel Gold, es ist für uns aber noch schwierig, so viel anzubieten", sagt Staub.

Dass der Bedarf da ist, zeigt sich beim Berner Goldschmied Jörg Eggimann. Er verarbeitet Fairtrade-Gold, großteils zu Trauringen. "Das Bewusstsein der Kunden ist in den letzten Jahren gestiegen", sagt er. Eggimann deckt fast seinen ganzen Goldbedarf aus fairen Quellen, neben Max Havelaar setzt er auch auf die Stiftung Eco Andina. Sie zählt zu den Pionierinnen im ökologischen Bergbau. Das Gold wird in Argentinien in kleinen Mengen in viel Handarbeit gewonnen.

Fairtrade-Gold kostet pro Kilo knapp 2000 Euro extra

Aber auch als faire Geldanlage ist Gold gefragt. "Wir würden mehr Gold abnehmen, wenn es verfügbar wäre", sagt beispielsweise Drazen Repak, der bei der Zürcher Kantonalbank den Handel mit Edelmetallen leitet. Der Preisaufschlag für faires Gold werde von den Kunden akzeptiert, bei kleinen Barren fällt er ohnehin kaum ins Gewicht: Das Fairtrade-Label kostet pro Kilo umgerechnet knapp 2000 Euro extra - bei einem Weltmarktpreis von derzeit gut 44 000 Euro pro Kilo. Die Bank verkauft allerdings nur Fairtrade-Barren von ein bis zehn Gramm. Weil die Goldmenge beschränkt sei, könne man keine größeren Barren anbieten, sagt Repak.

Das Problem für Anbieter wie Max Havelaar ist, eine zertifizierte Goldförderung aufzubauen. "Wir brauchen Regelmäßigkeit und ein Vertrauensverhältnis", sagt Staub. Die Bergleute aber seien es gewohnt, Entscheidungen von Tag zu Tag zu treffen. "Als wir die Marktnachfrage aufgebaut hatten, hatten die Minen aufgrund der kleinen Absatzmenge das Interesse verloren und sind ausgestiegen", erinnert er sich. Mit der Zertifizierung von 13 neuen Minen sei das Angebot wieder stabilisiert worden.

Max Havelaar setzt für die Förderung auf Peru. Fairmined, ein anderes internationales Gold-Label, ist in Peru, Kolumbien und in der Mongolei aktiv. Für Mark Pieth ist dieser Weg sinnvoll. Der Rechtswissenschaftler an der Universität Basel hat ein Buch über den internationalen Goldhandel geschrieben. "In Ländern wie Peru oder Bolivien lässt sich fair Gold fördern", sagt Pieth. Mit Abstrichen gelte das auch für Kolumbien, obwohl die Förderung dort stärker von Kriminalität betroffen sei. In Afrika gebe es ebenfalls Projekte für faires Gold, etwa in Burkina Faso. Dort sei das Risiko für Kinderarbeit in den Minen allerdings größer. "Kinder werden in Löcher abgeseilt und graben dann dort nach Gold", sagt Pieth.

Viele kleine Minen arbeiten unter katastrophalen Bedingungen

Er begrüßt die Rolle der Labels, die faires Gold garantieren. "Damit man sichergehen kann, dass das Gold im eigenen Hochzeitsring nicht von Kindern geschürft wurde, braucht es Institutionen, die das überprüfen", so der Jurist. Sie kontrollierten den Ursprung des Goldes und die Lieferkette bis zum Goldschmied. Pieth kennt auch Juweliere, die selbst zu Minen reisen und das Gold vor Ort kaufen. Das aber bedeute einen großen Aufwand: "Das geht nur, wenn man die Minen sehr genau kennt."

Für viele Goldschmiede ist das kaum zu bewerkstelligen. Jörg Eggimann empfindet die Anbieter von Fairtrade-Gold deshalb als Hilfe. "Ich wäre überfordert, wenn ich mich selbst um die Beschaffung des Goldes aus fairen Quellen kümmern müsste", sagt er. Autor Pieth sieht bei den Gold-Labels allerdings noch Verbesserungsbedarf. "Sie sorgen nicht optimal dafür, dass es für die Minen attraktiv ist, faires Gold zu fördern." Viele kleine Minen arbeiteten unter katastrophalen Bedingungen. In seinem Buch beschreibt er Kinderarbeit, Alkoholismus und den Einsatz giftiger Substanzen wie Quecksilber und Zyanid. Die nicht-industriellen Minen sind in einigen Regionen weit verbreitet. "Die informellen Minen sind brutal und gehen nicht umweltschonend vor", erklärt er. Damit sie die Zustände für Mensch und Natur verbessern können, bräuchten sie eine bessere Finanzierung. "Die Zusammenarbeit mit den Minen muss langfristig sein und sich für die Mineure lohnen."

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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