Götz Werner stiftet Anteile:Die Kinder gehen leer aus

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Der reiche Vater sichert lebenslang den Wohlstand der Kinder? Nicht in der Familie des Drogisten Götz Werner. Er hat seine dm-Anteile gestiftet.

Der Gründer der dm-Drogeriemärkte, Götz Werner, hat seine Anteile an dem Unternehmen gestiftet. Damit werden die sieben Kinder nicht Eigner an dem Konzern. "Meine Unternehmensanteile habe ich in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht", sagte der Unternehmer der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. In Deutschland hat das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe gut 20 000 Mitarbeiter. Es erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/2009 (30. September) einen Umsatz von 3,75 Milliarden Euro. Neben dem Heimatmarkt Deutschland ist dm auch in Österreich und neun angrenzenden osteuropäischen Ländern vertreten.

Spricht sich für ein bedingungslosen Grundeinkommens für alle aus: dm-Gründer Götz Werner. (Foto: APN)

Werner sieht in der Stiftung seiner Anteile keine Probleme für seinen Nachwuchs. "Meine Kinder leiden deswegen nicht, im Gegenteil, die werden gefördert, indem sie sich selbst beweisen müssen", sagte er. Denn Kinder hätten wohl einen Anspruch auf einen guten Start ins Leben, "aber nicht darauf, dass Eltern für den lebenslangen Wohlstand ihrer Nachkommen sorgen". Er denke in der Frage wie die amerikanischen Pioniere, jede Generation habe sich selbst zu beweisen: "Reich zu werden ist in Amerika keine Schande, reich zu sterben schon."

Zugleich bekannte sich Götz Werner zur Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle. "1000 Euro für jeden, das macht die Menschen frei." Die heute geltenden Regeln von "Hartz IV" verglich er mit "offenem Strafvollzug": "'Hartz IV' verstößt gegen mehrere Artikel im Grundgesetz. Die Empfänger verlieren einen Teil der Menschenrechte."

Der Kampf um Marktanteile der großen drei Drogerieketten Schlecker, dm und Rossmann gewinnt inzwischen an Schärfe. Die Auseinandersetzung wird inzwischen auch auf juristischem Weg ausgetragen. dm hat in den vergangenen zwölf Monaten neun Abmahnungen an den norddeutschen Konkurrenten Rossmann gesandt. Darüber zeigte sich Firmenchef Dirk Rossmann in der Stuttgarter Zeitung irritiert: "Dass plötzlich Abmahnungen verschickt werden, ist für mich schwer verständlich." dm äußerte sich auf Anfrage der Zeitung nicht dazu.Laut Rossmann werfen die Karlsruher ihrem Konkurrenten unter anderem vor, in Werbeanzeigen keine 100-Milliliter-Preisangaben ausgewiesen zu haben. Ein anderes Mal soll Rossmann einen Kosmetik-Tiegel kopiert haben. Rossmann und dm-Gründer Götz Werner waren früher befreundet. "Unter befreundet verstehe ich, dass man sich häufig sieht, das ist aber jetzt nicht so", sagte Rossmann.

Für den häufig kritisierten Drogerieunternehmer Anton Schlecker findet Rossmann dagegen versöhnliche Worte. "Man muss Schlecker verstehen. Seit fünf Jahren steht er wirtschaftlich in der Defensive. Alle anderen wachsen und bei Schlecker gehen die Umsätze zurück. Schlecker steht unter Druck."

Die drei großen Drogerieketten blicken laut Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im ersten Halbjahr 2010 auf unterschiedliche Entwicklungen zurück. Während Rossmann in Deutschland 8,8 Prozent mehr erlöste, stieg der dm-Umsatz um 1,2 Prozent. Marktführer Schlecker büßte 18 Prozent an Umsatz ein.

Bei Schlecker ist unterdessen nach Gewerkschaftsangaben ein Streit um Überstunden entbrannt. Der Marktführer zahle den Beschäftigten seit diesem Monat keine Überstunden mehr aus und verstoße damit gegen den Tarifvertrag, sagte ein Sprecher von Verdi am Samstag. Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In der Schlecker-Konzernzentrale in Ehingen (Alb-Donau-Kreis) war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Dem Bericht zufolge erfuhren die Beschäftigten auf ihrer Gehaltsabrechnung, dass ihre Überstunden nicht wie sonst ausbezahlt, sondern in ein Mehrarbeits-Depot überführt würden. "Da fast alle Schlecker- Mitarbeiter nur teilzeitbeschäftigt sind, sind sie besonders auf das Geld angewiesen", sagte der Verdi-Unternehmensbeauftragte Achim Neumann. Die Überstunden seien bundesweit und ohne Vorankündigung oder Begründung nicht ausbezahlt worden. "Die Mitarbeiter waren überrascht und empört", berichtete Neumann. Betroffen seien 32 000 Schlecker-Angestellte. Offenbar wolle das Unternehmen Personalkosten einsparen, vermutet Neumann. Dieses Verhalten führe jedoch zu dem neuen Problem, dass durch den Abbau von Überstunden Personal in den Filialen fehle.

© SZ vom 16.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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