GM vor der Insolvenz:Abschied nach 84 Jahren

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Seit über acht Jahrzehnten ist General Motors im Dow-Jones-Index vertreten. Damit wäre es im Fall einer Insolvenz vorbei, mögliche Nachfolger stehen schon bereit.

Ein Konkursantrag von General Motors (GM) hätte direkte Folgen auch für das wichtigste Börsenbarometer der Vereinigten Staaten, den Dow-Jones-Index. Insolvente Firmen können nach den geltenden Regeln an der Wall Street nicht Mitglieder in der exklusiven Riege der 30 bedeutendsten Unternehmen der USA sein. Nach mehr als 84 Jahren müsste der traditionsreiche Autobauer aus der Liga der Top-Unternehmen herabsteigen.

Ausstieg nach 84 Jahren: Im Fall einer Insolvenz würde General Motors auch nicht mehr im Dow-Jones-Index eführt. (Foto: Foto: AFP)

GM wäre in der laufenden Krise das zweite Unternehmen, das aus der ersten Börsenliga vertrieben wird. Zuvor hatte bereits den Versicherungsriesen AIG dieses Schicksal getroffen, nachdem die Regierung 80 Prozent der Anteile des vor dem Konkurs stehenden Unternehmens übernommen hatte.

Möglicherweise würde GM im Fall der Insolvenz sogar gänzlich von der Börse in New York ausgeschlossen. Gegenwärtig erfüllt der Autohersteller noch die Mindestkriterien für die Zulassung zum Handel an der New York Stock Exchange. Ein Konkursantrag hätte auf jeden Fall eine neuerliche Überprüfung zufolge.

Chefredakteur entscheidet

Die letzte Entscheidung über die Aufnahme in den Dow-Jones-Index liegt beim Chefredakteur des Wall Street Journals, Robert Thomson. Als Favoriten für eine Nachfolge von GM werden Banken wie Goldmann Sachs oder High-Tech-Firmen wie Cisco, Apple und Google gehandelt. Anders als bei der Deutschen Börse gibt es an der Wall Street keinen strengen Katalog, nach dem ein Unternehmen praktisch automatisch aus dem Deutschen Aktienindex Dax ausscheidet oder Anspruch auf Aufnahme hat, wenn es bestimmte Kriterien erfüllt.

GM hat zudem bekannt gegeben, einem Großteil seiner US-Mitarbeiter in dieser Woche das Gehalt früher ausgezahlt zu haben, um Sorgen angesichts einer möglichen Insolvenz zu zerstreuen. Ein Sprecher sagte, 90.000 Beschäftigte hätten ihre Gehaltsschecks anstatt am Freitag bereits am Dienstag erhalten. GM erwarte jedoch nicht, dass sich ein Antrag auf Gläubigerschutz auf die Löhne auswirken würde. Zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, Zahlungen an seine rund 1500 Zulieferer, die ursprünglich am 2. Juni fällig gewesen wären, auf den 28. Mai vorzuziehen. GM muss der US-Regierung bis zum 1. Juni ein Sanierungskonzept vorlegen. Experten zufolge bleibt dem Unternehmen jedoch kaum eine Alternative zu einem Konkursverfahren, das das größte in der Geschichte der USA wäre.

© sueddeutsche.de/AP/Reuters/lauc/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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