Glasfaser:Schnelles Netz fürs Land

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Na, mal wieder einen Abbruch bei der Videokonferenz gehabt? Die Deutsche Glasfaser will schnelles Internet per Glasfaser aufs Land bringen. Investoren sind mit Milliardensummen eingestiegen.

Von Helmut Martin-Jung, München

Ruckelndes Bild, abgehackter Ton - mancher Büromensch erfährt es in Corona-Zeiten besonders schmerzhaft: Die Anbindung ans Internet ist vielerorts noch lange nicht schnell genug. Besonders häufig passiert das auf dem Land. Uwe Nickl will das ändern und hat mit seinem Unternehmen Deutsche Glasfaser nun den nötigen finanziellen Rückenwind dafür: Der schwedische Investor EQT und der Infrastruktur-Fonds Omers aus Kanada haben nach dem Glasfaser-Spezialisten Inexio auch dessen Konkurrenten und Marktführer Deutsche Glasfaser übernommen. Zusammen stehen dem Zusammenschluss beider Unternehmen nun sieben Milliarden Euro bereit, die sie in den nächsten fünf bis sechs Jahren in den Ausbau von Glasfaser-Leitungen investieren können.

In den Städten gibt es viel Konkurrenz, außerhalb dagegen kaum

Wenn zwei Firmen aus einer Branche unter ein Dach kommen, rechnet man für gewöhnlich mit Auswirkungen auf die Beschäftigten, doch das sei hier anders, sagt Uwe Nickl, "das ist ein Wachstums-Case", die Mitarbeiter würden deshalb gebraucht. Als größte Herausforderung sieht er ohnehin, geeignete Mitarbeiter zu finden. Sein zweites Problem ist der Tiefbau. Die Kapazitäten in diesem Bereich sind seit Jahren knapp, aber Nickl sieht sich auch hier im Vorteil. Denn die Deutsche Glasfaser ging ursprünglich aus einem niederländischen Bauunternehmen hervor, es gebe daher gute Kontakte zu Baufirmen in ganz Europa.

Wie das aus dem Saarland stammende bisherige Konkurrenzunternehmen Inexio macht die Deutsche Glasfaser ihr Geschäft ausschließlich im ländlichen Raum. Dort, sagt Nickl, gebe es nicht nur den größten Nachholbedarf, sondern auch weniger Konkurrenz. In den Städten dagegen gibt es lokale Glasfaser-Anbieter, zudem werde dort oft auch Internet übers TV-Kabel angeboten, das auch Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit erreichen kann.

Die meisten Glasfaser-Kunden sind Privatleute, sagt Nickl. Es gibt aber auch Geschäftskunden, ein Bereich, in dem Inexio bisher stärker unterwegs war. Entscheidend sei die Kooperationsbereitschaft der Kommunen. "Wir wollen nicht dort ausbauen, wo die Gemeinde gegen Glasfaser ist", sagt er, glaubt aber auch, dass man diese Diskussion nach Corona nicht mehr werde führen müssen.

In der Regel läuft das Geschäft so ab: Das Unternehmen stellt bei Versammlungen die Technik vor, "schließlich wird das Haus angebohrt", und bietet den Bürgern dann Verträge an. Wenn mehr als 40 Prozent zustimmen, beginnt das Unternehmen auf eigene Kosten mit dem Ausbau. Das Einstiegsprodukt beginnt bei 300Mbit/s, sagt Nickl, "wir fangen da an, wo die anderen aufhören". Für die Menschen auf dem Land sei das völlig neu, "man ist dort in der Regel schlechteres Internet gewohnt."

Nickl warnt explizit davor, mit Förderung eine unnötige Konkurrenz unter den Unternehmen zu schaffen. Förderung kann er sich nur dann vorstellen, wenn es etwa um abgelegene Häuser geht, die kein Unternehmen wirtschaftlich erschließen kann. Die Diskussion um 5G sieht Nickl positiv, den Ausbau von Glasfaser könne die Funktechnik allenfalls ergänzen. Außerdem bräuchten ja die Masten auch eine Glasfaseranbindung. Man sei deshalb auch schon in Verhandlungen mit Mobilfunkbetreibern, schließlich ergebe es wenig Sinn, wenn zwei Leitungen parallel verlegt würden.

Der Investor EQT, der mit Macht in den Glasfaser-Ausbau einsteigt, hält den deutschen Markt für äußerst lukrativ, weil hier das Nachholbedarf für Glasfaserleitungen am höchsten sei. "Wir sind die einzigen, die großem Umfang Haushalte an Glasfaser anschließen", sagt Matthias Fackler, Partner beim Investor EQT, bezogen auf den Ausbau auf dem Land. Vodafone und die Telekom konzentrierten sich vor allem auf Städte. Mit beiden Unternehmen wolle man aber zusammenarbeiten, sodass Kunden der Deutsche Glasfaser auch über eine Leitung angebunden werden können, die einem der beiden gehört. "Es ist doch besser, wenn man die Straße nur einmal aufreißen muss", sagt Fackler, es gebe bereits Pilotregionen, künftig sollen diese Kooperationen forciert werden. Wichtig für Deutschland sei, dass der Ausbau vorankomme, sonst werde das Land bei der Digitalisierung abgehängt. Daher seien Kooperationen nötig. Glasfaser bis ins Haus zu legen, sei zwar teuer, "aber es muss jetzt schnell gehen".

© SZ vom 20.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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