Glasfaser-Ausbau:Datenturbo fürs Land

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Inexio legt Glasfaserkabel abseits der großen Städte - und hat für die Zukunft noch viel vor. Der Investor EQT steckt Milliarden in die Firma.

Von Helmut Martin-Jung, München

Schnelles Internet? Also, so richtig schnell? Und zukunftssicher? Dann gibt es eigentlich nur eine Option: Glasfaser. Doch gerade bei dieser so wichtigen Technik liegt die Industrienation Deutschland weit hinten. Besonders trifft das für ländliche Gebiete und kleinere Städte zu. David Zimmer hat das schon vor zwölf Jahren erkannt und eine Firma gegründet, die Glasfaserleitungen dort verlegt hat, wo die Großen wie Deutsche Telekom oder Vodafone das für nicht rentabel hielten. "Damals gab es noch nicht mal eine Breitbandstrategie", sagt Zimmer.

Der Gründer hatte es daher anfangs gar nicht einfach, die Banken zu überzeugen. "Wenn da ein Mittelständler wie wir kommt ... Wir mussten denen alles genau erklären." 2017 meldeten sich dann schon die ersten Großbanken und boten Finanzierung an. Inexio, wie Zimmer seine Firma nannte, startete im Saarland, inzwischen liegt ein zweiter Schwerpunkt in Bayern - auch weil dort die Landesregierung den Ausbau schneller Internetleitungen massiv fördert.

EQT suchte schon länger nach einer Möglichkeit, eine Glasfaser-Firma in Deutschland zu kaufen

Am Bedarf zweifelt heute niemand mehr - der ist riesig, und Inexio wächst sehr schnell. Das hat die Aufmerksamkeit der Investmentfirma EQT erregt. EQT, das weltweit operiert, hat bereits einige führende Anbieter von Glasfaser-Infrastruktur wie etwa die niederländische Delta Fiber in seinem Portfolio. Es suchte schon lange nach einer Plattform in Deutschland und hat sie nun in Inexio gefunden.

Als der bisherige Investor Warburg Pincus seine Anteile verkaufte, griff EQT zu, langfristig will man mehrere Milliarden Euro in das Unternehmen investieren. Das Ziel ist es, Inexio von einem mittelgroßen zu einem großen Unternehmen zu machen. EQT, sagt Partner Matthias Fackler, sehe die Investition daher als langfristiges Engagement.

Zimmer ist mit dem neuen Eigentümer sehr zufrieden, nicht nur, weil er nun das nötige Kapital für weiteres Wachstum bekommt. EQT bringt auch viel Erfahrung mit. Die soll ihm zum Beispiel bei seinem größten Problem helfen. Wegen der großen Nachfrage gibt es zu wenig Bautrupps, die Kabel verlegen können, "das treibt uns am meisten um", gibt Zimmer zu. In Holland hatten die Glasfaser-Anbieter dasselbe Problem. Die Lösung war schließlich, langfristige Partnerschaften mit Baufirmen zu schließen.

Wenn man den Firmen garantieren könne, dass Folgeaufträge nahtlos auf die abgeschlossenen folgen, seien die auch eher bereit, sich zu binden. Weil sich im Tiefbau wenig automatisieren lässt, ist er personalintensiv. Die meisten der Bautrupps kommen daher aus Rumänien, Polen oder der Türkei. Die hohe Nachfrage hat auch den Preis pro Meter kräftig ansteigen lassen. Von knapp unter 50 Euro ist er auf bis zu 90 Euro hochgegangen. "Recht viel teurer darf es nicht mehr werden", sagt Inexio-Chef Zimmer, der hofft, dass ihm langfristige Partnerschaften mit Baufirmen da helfen können. Das wird Inexio auch brauchen, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, die sich die Firma gesteckt hat.

Gut 300 000 Haushalte oder Firmen könnte Inexio heute versorgen, 120 000 haben einen Anschluss gebucht. 40 Prozent davon sind Firmen wie etwa die Brauerei Oettinger oder das Pharmaunternehmen Boehringer-Ingelheim, der Rest entfällt auf Privatanwender. Für viele ist das Angebot von Inexio das einzige, das ihnen eine schnelle Verbindung ins Internet bieten kann. "Das ist wie Wasser in die Wüste tragen", berichtet Investor Fackler von den Erfahrungen in Holland. Bis 2030 will Inexio die Zahl der Kunden auf eine Million steigern, dazu müssten dann etwa zwei Millionen potenzielle Kunden im Einzugsbereich sein - ein ambitioniertes Ziel.

Inexio besitzt ein großes eigenes Glasfasernetz, 8500 Kilometer ist es derzeit lang. Dazu kommen noch einmal 5500 Kilometer, die das Unternehmen bei anderen Firmen anmietet. Den kommenden schnellen Datenfunk 5G sieht David Zimmer nicht als Konkurrenz, sondern als Chance - schließlich muss nahezu jeder Mast an eine Glasfaserleitung angeschlossen werden. Zudem werde es noch dauern, bis Hunderttausende neue Masten gebaut seien.

Aber wieso lohnt es sich eigentlich für Inexio auf dem Land auszubauen, nicht aber für die Großen wie etwa die Telekom? Nun, die Telekom hat ja schon ein Netz im Boden - das Telefonnetz. Anstatt mit großem Aufwand Glasfaser in kleinere Orte zu legen, versucht man eher, aus den alten Kupferleitungen noch die letzten Bits herauszuholen, mit Techniken mit Vectoring, bei dem mehrere Kupferleitungen gebündelt werden. Bei dieser Technik hängt die Bandbreite allerdings davon ab, wie nahe der Anschluss an der Vermittlungsstelle, dem sogenannten DSLAM, ist. Je weiter weg, umso schwächer das Signal und umso geringer die Bandbreite.

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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