Gewinnwarnung:BMW reduziert Prognose radikal

Lesezeit: 3 min

Die Krise am Automarkt erreicht BMW: Der Konzern hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr drastisch reduziert, die Aktie brach um fast zehn Prozent ein.

Nach dem Autokonzern Daimler trifft es nun auch BMW: Wegen der weltweiten Finanzkrise, der Dollarschwäche und der steigenden Preise für Öl und Rohstoffe hat der erfolgsverwöhnte Autobauer seine Gewinnprognose für 2008 radikal gesenkt. Ein neues Gewinnziel für 2008 wurde nicht mehr gegeben, sondern nur mitgeteilt, dass die Umsatzrendite vor Steuern bei mehr als vier (Vorjahr: 6,7) Prozent liegen werde.

Die Krise ist in Bayern angekommen. (Foto: Foto: Reuters)

Weitere Belastungen nicht ausgeschlossen

Bei einem stabilen Jahresumsatz von 56 Milliarden Euro entspräche das einem Gewinn vor Steuern von wenigstens 2,2 Milliarden Euro. Bisher hatte BMW 3,78 Milliarden Euro prognostiziert. Im zweiten Quartal brach das Ergebnis bereits um 45,3 Prozent ein, für das zweite Halbjahr schließt BMW weitere Belastungen nicht aus.

Die BMW-Aktie brach daraufhin um 9,55 Prozent auf 26,15 Euro ein. Daimler-Papiere gaben 2,92 Prozent auf 36,24 Euro ab, Volkswagen-Aktien verloren 2,63 Prozent auf 199,38 Euro. Der Dax büßte 0,84 Prozent auf 6425 Zähler ein. Der MDax sank um 0,35 Prozent auf 8251 Punkte und der TecDax gab 0,71 Prozent auf 761 Zähler ab.

US-Markt zieht BMW nach unten

Im abgelaufenen Quartal erhöhte BMW den Angaben zufolge die Risikovorsorge erneut: Insgesamt sind jetzt 695 Millionen Euro für das Gesamtjahr eingeplant. Möglicherweise werde die Risikovorsorge im zweiten Halbjahr erneut angepasst, hieß es. BMW leidet vor allem unter der lahmenden Autokonjunktur im weltgrößten Pkw-Markt USA.

Die Münchner verkauften dort zuletzt knapp 336.000 Autos, das ist fast jeder fünfte Wagen. In den Vereinigten Staaten brach auch der Markt für Gebrauchtwagen ein, so dass BMW für Autos, deren Leasingverträge ablaufen, niedrigere Preise einplanen muss. Für seinen größten Einzelmarkt kassierte BMW jetzt seine Absatzprognose und plant 2008 niedrigere Verkaufszahlen ein.

"Hoher dreistelliger Millionen-Betrag"

Weltweit strebe man aber weiterhin einen neuen Höchstwert bei den Auslieferungen von zuletzt 1,5 Millionen Autos an, bekräftigte der Konzern. Statt in den USA will BMW lieber mehr Fahrzeuge in Ländern mit höheren Margen verkaufen, etwa in Russland. Wie es in der Mitteilung weiter hieß, werden sich die Belastungen in diesem Jahr "auf einen hohen dreistelligen Millionen Euro-Betrag" belaufen.

Der Konzern hat Pläne für eine nochmalige Erweiterung seiner Geländewagen-Familie begraben. "Wir wollten einen X7 bauen. Den haben wir diese Woche im Vorstand beerdigt", sagte BMW-Chef Norbert Reithofer in einer Telefonkonferenz. BMW hatte mit dem Pendant zum 7er seine Palette an Geländewagen nach oben abrunden wollen. Bislang sind der X5, der kleinere X3 und die Coupe-Variante X6 zu haben. Die Einführung des Mini-Geländewagens X1 ist für 2009 geplant.

"Wir müssen und werden unsere Anstrengungen auf der Kosten- und Leistungsseite noch mal verstärken", kündigte Reithofer an. Bisher sah das Sparprogramm bis 2012 rund sechs Milliarden Euro vor. Dazu gehört unter anderem der Abbau von 8100 Arbeitsplätzen weltweit, davon 7500 in Deutschland.

Die Stellenstreichungen kosteten BMW zuletzt 107 Millionen Euro. Dies liege im Plan, sagte ein Sprecher. Mit den Arbeitnehmervertretern soll über übertarifliche Leistungen verhandelt werden. Zudem plant BMW Produktionskürzungen und flexiblere Arbeitszeiten.

"Wir gehen davon aus, dass auch 2009 ein sehr anspruchsvolles Jahr mit großen Herausforderungen sein wird", sagte Reithofer weiter. Erst 2010 sollten sich positive Effekte aus dem laufenden Umbauprogramm bemerkbar machen, so dass BMW dann eine Umsatzrendite von mindestens sechs Prozent erwarte. Bis 2012 strebe der Konzern eine Ebit-Marge von acht bis zehn Prozent an.

Auch Zahlen für das zweite Quartal nannte der Konzern: Der Umsatz ging danach aufgrund von Währungseffekten um 0,9 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern brach um 58,3 Prozent auf 425 Millionen Euro ein, der Gewinn vor Steuern um 43,5 Prozent auf 602 Millionen Euro. Der Überschuss sackte um 32,7 Prozent ab auf 507 Millionen Euro.

Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer sind es gleich drei Punkte, die BMW derzeit zu schaffen machen. Zum einen seien bei steigenden Energiekosten besonders Kleinwagen mit einem geringeren Verbrauch gefragt. Zum anderen leide der Konzern unter dem schwachen Dollar. Hinzu käme, dass Leasingfahrzeuge derzeit monatlich hohe Verluste produzieren. "Große Autos sind in den den USA unverkäuflich geworden", sagte Dudenhöffer zu sueddeutsche.de. Eine Prognose für das Jahr 2009 sei derzeit nicht möglich, so Dudenhöffer weiter.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa-AFX/jkr/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: