General Motors:Zwei Tankfüllungen für die Rettung

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Die Zeit drängt: Um GM vor der Pleite zu bewahren bleibt nicht mehr viel Zeit. Je weiter die Krise fortschreitet, desto origineller werden die Versuche, einzelne Konzernmarken zu erhalten.

Michael Kuntz

Die neuen Zahlen von General Motors verheißen nichts Gutes für die Zukunft der vielen Marken des lange Zeit größten Autoherstellers der Welt. Der Verlust von 30,9 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr erhöht den Druck auf Dauersanierer Rick Wagoner, den Konzern endlich grundlegend umzubauen, der nun seit vier Jahren Milliarden vernichtet.

Die Zeit drängt - für die Rettung von GM bleibt nicht mehr viel Zeit. (Foto: Foto: AP)

Die Zeit wird knapp. Die amerikanische Regierung hat für weitere Hilfen eine Frist gesetzt. Bis Ende März muss Wagoner beweisen, dass GM überlebensfähig ist. Das wird schwierig, denn die Einsparungen stehen bisher nur auf dem Papier. Der GM-Chef fordert inzwischen Staatshilfen von insgesamt 30 Milliarden Dollar. Wagoner will die Zukunft des einstigen amerikanischen Vorzeigeunternehmens mit derzeit noch 266.000 Beschäftigten nicht nur durch Lohnverzicht und den Abbau von 47.000 Arbeitsplätzen sichern. Mehrere GM-Tochterunternehmen stehen zum Verkauf - doch wer will sie kaufen ausgerechnet in der ersten weltweiten Absatzkrise dieser Schlüsselindustrie?

GM bietet Autos unter 13 Marken an: Buick, Cadillac, Chevrolet, GMC, GM Daewoo, Holden, Hummer, Opel, Pontiac, Saab, Saturn und Vauxhall. Wagoner will Chevrolet, Cadillac und Buick am Leben halten. Und Hummer, Saab und Saturn würde er lieber heute als morgen loswerden.

Wie verfahren die Situation bei Saab ist, zeigte sich kurz nach dem Insolvenzantrag der schwedischen GM-Tochter am vergangenen Freitag. Der Zoll hatte wegen angeblich unbezahlter Rechnungen eines Lieferanten die Produktion bei Saab gestoppt. Zwar war das Problem nach einem Tag gelöst, und die Fließbänder bei der unter Gläubigerschutz stehenden Firma laufen auch schon wieder, doch zeigt der Vorfall, wie fragil die Lage bei dem Unternehmen ist, dem die schwedische Regierung ihre Hilfe verweigert. Es sucht jetzt einen neuen Eigentümer.

Hoffnung weckt Saab-Chef Jan-Ake Jonsson, der von "sieben bis acht seriösen Kaufinteressenten" spricht. Unter ihnen seien Autohersteller und Finanzinvestoren. Zugleich räumt Jonsson aber ein, dass sich Saab wohl nicht - wie geplant - in drei Monaten sanieren lässt. So lange will GM Saab noch stützen.

Hilfe für Saab kommt unterdessen aus unverhoffter Richtung. Fans der Marke wollen die schwedische Autofirma vor dem Untergang bewahren. 9484 haben sich auf der Internet-Seite "Rettet Saab" registriert (www.rescue-saab.com/de). Saab-Händler Carsten Seifert aus Dresden stellt sich die Rettung so vor: "Wir haben gut eineinhalb Millionen Saab-Fahrer in der Welt. Wenn jeder zwei Tankfüllungen spendet, sind wir schon bei 180 Millionen Euro." Die 1500 Händler könnten jeder 10.000 Dollar drauflegen. "Das wäre doch schon einmal ein gutes Budget für den Start", meint Seifert.

Manager deutscher Autohersteller erklären übereinstimmend, dass es angesichts der weltweiten Überkapazitäten überhaupt nicht sinnvoll sei, einzelne Werke oder gar komplette Firmen zu kaufen, noch dazu, wenn sie so stark in einen Konzern eingebunden sind wie bei GM. Vor diesem Hintergrund erscheint es ihnen als nahezu ausgeschlossen, dass GM für seine Geländewagen-Marke Hummer einen solventen Käufer findet. Deren Spritschlucker sind derzeit selbst in den USA nahezu unverkäuflich.

Wenn nicht verkauft, dann dichtgemacht werden soll die Marke Saturn. Sie sollte in den USA junge Familien an die GM-Produkte heranführen. Der Chef ist eine Frau. Saturn hat Hybridautos im Angebot, und es gibt auch einen flotten zweisitzigen Sportwagen. Saturn weckte Hoffnungen jenseits und diesseits des Atlantiks: Unter dieser Marke kam vor gut einem Jahr auch der Opel Astra nach Nordamerika.

Allerdings wurden die ersten Autos ausgerechnet verschifft, als der Euro sehr stark war und sich mit Autos aus europäischen Fabriken im Dollar-Raum längst nichts mehr verdienen ließ. Der Saturn Astra geriet zum Verlustgeschäft - vom Anfang bis zum Ende.

© SZ vom 27.02.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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