Geld kompakt:Trichet treibt den Euro nach oben

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EZB-Chef Trichet deutet vage an, dass seine Institution demnächst den Leitzins erhöht - doch noch belässt sie ihn auf historisch niedrigem Niveau. Außerdem: Die US-Börsenaufsicht SEC verschärft die Boni-Regeln.

Noch belässt die Europäische Zentralbank (EZB) bei 1,00 Prozent - doch das könnte sich bald ändern. Womöglich hebt sie den Leitzins für den Euroraum schon im April an, um die zunehmende Inflation zu dämpfen.

Die EZB belässt den Leitzins bei ein Prozent. (Foto: dpa)

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte am Donnerstag in Frankfurt am Main, die Zentralbank bewahre "stärkste Wachsamkeit" hinsichtlich der Preisentwicklung. Eine Anhebung des Leitzinses bei der nächsten Sitzung des Zentralbankrates sei möglich. Das bedeute aber keine Vorabfestlegung.

Eine Anhebung des Leitzinses sei "nicht sicher, aber möglich", betonte Trichet. Der EZB-Rat hatte den Leitzins zuvor auf dem Rekordtiefstand von 1,0 Prozent belassen. Die Entscheidung im Zentralbankrat sei einstimmig gefallen, hieß es. Der Euro reagierte mit einem Kurssprung auf die Aussagen Trichets und kletterte auf ein neues Jahreshoch bei 1,3976 Dollar.

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Die US-Börsenaufsicht SEC hat am Mittwoch zwei Maßnahmen verabschiedet, die zwei der Hauptgründe für Finanzkrise reduzieren sollen: die Risikofreudigkeit in den Chefetagen der großen Geldhäuser und den Einfluss der Ratingagenturen. Die Kommission beschloss die Einführung einer Wartefrist von drei Jahren für die Auszahlung von mindestens der Hälfte der Boni an Manager großer Geldinstitute.

Die Wall-Street-Banker müssen künftig länger auf ihre Boni warten. (Foto: dpa)

Diese Regel greift ab einem Firmenvermögen von 50 Millionen Dollar. Außerdem müssen Firmen mit einem Anlagewert von einer Milliarde Dollar oder mehr jährlich den Regulierungsbehörden ihre Bonusprogramme zur Prüfung vorlegen. Entscheidet diese, dass die Boni übertrieben sind oder zu allzu viel Risiko einladen, können sie die Reglungen für ungültig erklären.

Außerdem schlägt die SEC die Abschaffung einer Vorschrift vor, wonach Finanzmarktfonds nur in Wertpapiere investieren dürfen, die ein Credit-Rating haben. Die Fonds sollen die Risiken stattdessen selbst abschätzen dürfen. Die Rating-Agenturen Moody's, Standard & Poor's und Fitch würden so an Einfluss verlieren. Der Ruf der Agenturen litt während der Finanzkrise, weil sie hochriskanten Wertpapieren viel zu gute Noten gaben.

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Die hessische Börsenaufsicht spielt bei der Genehmigung der Fusion von Deutscher Börse und NYSE Euronext offenbar auf Zeit. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass die Aufsicht ihre Prüfung binnen eines Monats abschließt, sobald die Börsenbetreiber alle notwendigen Unterlagen bei der Behörde eingereicht haben. "Was diese notwendigen Unterlagen sind, entscheiden aber wir", sagte Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) der Financial Times Deutschland.

Damit könnte der Minister eine Entscheidung hinauszögern, bis die EU-Wettbewerbsbehörde ihre Fusionskontrolle abgeschlossen hat. Posch wolle so vermeiden, sein Votum an etwaige Auflagen der Kartellwächter anpassen zu müssen. Die Kommission in Brüssel wird nach Einschätzung von Personen, die mit der Transaktion vertraut sind, spätestens im Dezember mitteilen, ob sie wettbewerbsrechtliche Einwände gegen die Fusion der Börsenbetreiber hat. Sie wird das Vorhaben wohl einer vertieften Untersuchung unterziehen, die bis zu sechs Monate dauern kann. Beide Börsen haben den Antrag aber noch nicht abgeben.

Damit zeichnet sich für die beiden Börsenchefs Duncan Niederauer und Reto Francioni ein sehr langwieriges Genehmigungsverfahren ab. Bevor Mitarbeiter der Börsen und des Ministeriums am Freitag zu einem ersten Arbeitstreffen zusammenkommen, machte Posch aber bereits klar, an welche Bedingungen er einen Zusammenschluss knüpfen wird: "Unser Ziel ist es, dass der Börsenhandel in Frankfurt durch eine mögliche Fusion nicht geschwächt wird, sondern sogar gestärkt daraus hervorgeht", sagte Posch.

Welche Punkte im Detail bei der Fusion kritisch seien, werde sich zwar erst in den nächsten Wochen während der genauen Prüfung zeigen, sagte Posch. Schon jetzt sei aber sicher, dass man sich genau anschauen werde, wie viele Arbeitsplätze in Frankfurt wegfallen und ob im großen Stil IT und technisches Know-how der Deutschen Börse an andere Standorte verlagert würden.

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus ist gegen seine Abberufung als Direktor der Grameen-Bank in Bangladesch vorgegangen. Nach Angaben seiner Anwältin Sara Hossian hat Yunus am Donnerstag vor dem Obersten Gerichtshof Berufung gegen die Entscheidung der Zentralbank eingelegt. Noch im Laufe des Tages sollte eine Anhörung stattfinden.

Die Zentralbank in Dhaka ordnete laut Fernsehberichten vom Mittwoch seine Ablösung an. Hintergrund sind Vorwürfe, dass Yunus über die bindende Altersgrenze von 60 Jahren hinaus im Amt geblieben sei. Der 70-Jährige ist Gründer der Grameen-Bank, die Mikrokredite an Menschen ohne Einkommenssicherheit vergibt und damit versucht, die Armut der Bevölkerung in Bangladesch zu lindern.

Yunus gilt als Kritiker der Regierung, die mit 25 Prozent an der Bank beteiligt ist. Nach Angaben der Grameen-Bank wurde er 2000 auf unbestimmte Zeit zum Direktor des Instituts ernannt. Die normale Altersgrenze gelte in seinem Fall nicht, da die Bank gemäß einem Sondergesetz aus dem Jahr 1983 betrieben werde. Yunus gilt als einer der Begründer des Mikrofinanz-Gedankens. 2006 wurde er dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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