Gefährliche China-Importe:Giftiges Spielzeug

Lesezeit: 2 min

Eine große Rückrufaktion der US-Firma Mattel ruft Verbraucherschützer auf den Plan. Sie fordern schärfere Sicherheitskontrollen. Vor allem Importe aus China machen oft Probleme.

Sibylle Haas und Janis Vougioukas

Nach einer großen Rückrufaktion von in China hergestelltem Spielzeug fordern Verbraucherschützer schärfere Produktkontrollen. "Wenn vorher intensiver überprüft wird, dann landet die Ware erst gar nicht in den Regalen", sagte Sylvia Maurer, die bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) für das Thema Produktsicherheit zuständig ist, der Süddeutschen Zeitung.

Der "Mountain Rescue"-Mann ist einer der 83 Spielzeugtypen, die Fisher-Price zurückrufen musste. (Foto: Foto: AP)

Da Zoll und Gewerbeaufsicht unter Mitarbeitermangel litten, gäbe es zu wenige Stichproben, kritisiert sie. "Diese Behörden sollten personell besser ausgestattet werden, denn es geht um die Gesundheit der Bürger."

Die US-Firma Mattel hat am Donnerstag etwa eine Million in China hergestellte Spielzeuge vom Markt genommen, weil sie Farbe mit einem zu hohen Bleigehalt aufweisen. Hierdurch könne es zu Gesundheitsbeeinträchtigungen von Kindern kommen, teilte der US-Konzern mit.

Weltweit seien 83 Artikel der Marke Fisher-Price betroffen. In Deutschland handele es sich um den Artikel 90057, kleine Musikinstrumente aus der Sesamstraßen-Reihe.

3000 Spielzeuge vom Markt genommen

Auf SZ-Anfrage hieß es, in Deutschland würden 3000 Spielzeuge vom Markt genommen, die Mitte Mai in den Handel gekommen seien. Mattel fertige mehr als die Hälfte seiner Produkte in China.

Die von der Rückrufaktion betroffenen Produkte seien von einem Subunternehmer hergestellt worden. Auch die meisten deutschen Spielwarenfirmen lassen einen Großteil ihres Sortiments in China produzieren.

Erst im Juni hatte ein US-Importeur 1,5 Millionen in China hergestellte Holzeisenbahnen zurückgezogen, weil ihre Farbe erhöhte Bleiwerte enthielt. Im April warnte die Europäische Union vor gefährlichen Spielzeugen und Elektrogeräten aus China.

Mehr Produktprüfungen

Aus Maurers Sicht sollten mehr Produktprüfungen vorgeschrieben und Prüfzeichen dem Verbraucher transparent gemacht werden. Maurer sagte, die europaweite CE-Kennzeichnung, die von den Herstellern an den Spielwaren angebracht wird, sei missverständlich.

Viele Verbraucher meinten, CE stehe für eine amtliche Zulassung, für neutrale Sicherheitsüberprüfungen oder für die Herkunftsbezeichnung Europäische Union. "Das alles stimmt so nicht", sagte Maurer. "Die Firmen bringen diese Kennzeichnung in eigener Verantwortung an und erklären damit, dass alle sicherheitsrelevanten Kriterien eingehalten wurden. Dabei ist nicht auszuschließen, dass die Verbraucher bewusst getäuscht werden."

Die vzbv fordere deshalb, die CE-Kennzeichnung abzuschaffen. Aussagefähiger sei das freiwillige GS-Zeichen für den deutschen Markt, das für geprüfte Sicherheit stehe und nach einer unabhängigen Prüfung erteilt werde.

Vor dem Kauf von Spielzeug sollten sich die Kunden informieren und nicht das erstbeste und billigste kaufen. Der Preis sage zwar nichts aus über die Qualität, doch "in den 99-Cent-Shops wird die Gewerbeaufsicht häufiger fündig."

Die Liste möglicher Risiken ist nahezu endlos

Immer mehr Waren aus China müssen wegen Sicherheitsbedenken aus dem dem Handel gezogen werden. Allein im vergangenen Jahr kletterte die Zahl um dreißig Prozent, darunter Föne, Plüschbären, Reinigungsmittel und Skibindungen.

Insgesamt beanstandete die EU 920 Produkte, 144 davon in Deutschland. Jedes zweite beanstandete Produkt kommt aus China. Spielzeuge führen inzwischen die Liste der Problemprodukte an.

Die Liste möglicher Risiken ist nahezu endlos. Im vergangenen Jahr tauchten in Deutschland Kettensägen auf, deren Gashahn klemmte - die Maschinen ließen sich nicht wieder ausschalten. Die Säge war bereits in den Handel gelangt - ein Konkurrenzunternehmen meldete die Panne schließlich, die Kontrollbehörden hatten nichts bemerkt.

Ebenfalls im vergangenen Jahr starb in den USA ein Kleinkind an einer Blutvergiftung. Es hatte ein Armband verschluckt, das der zum Adidas-Salomon-Konzern gehörende Sportartikelhersteller Reebok als Werbegeschenk an die Käufer von Kinderschuhen verteilt hatte. Das stark bleihaltige Armband stammte aus China.

Chinesische Regierung kündigt Strafen an

Ende Juli kündigte die chinesische Regierung harte Strafen für Firmen an, die Qualitätsanforderungen nicht erfüllen, bis hin zu Haftstrafen für Manager. Vor wenigen Wochen war der ehemalige Chef der chinesischen Arzneimittelbehörde hingerichtet worden.

Zuvor hatte ihn ein Pekinger Gericht für schuldig befunden, gegen Schmiergeldzahlungen Medikamente ohne ausreichende Prüfung für den Verkauf freigegeben zu haben. Darunter auch ein Antibiotikum, das für den Tod von mindestens zehn Menschen verantwortlich gemacht wird.

© SZ vom 3.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: