Abhängigkeit von Kapital:Zypern sieht sich als Opfer von Russland-Sanktionen

Schaden über Bande: Im hoch verschuldeten Zypern lagern die Milliarden russischer Konzerne. EU-Sanktionen gegen Russland würden das eben erst gerettete Land selbst treffen.

Gefährdet die EU mit ihrem harten Kurs gegen Russland ausgerechnet eines ihrer angeschlagensten Mitglieder? Zypern warnt, Sanktionen gegen die russische Wirtschaft könnten die Rettung des Euro-Landes erschweren. Zypern ist abhängiger von Russland als andere EU-Staaten. Russische Unternehmen haben aus Steuergründen Milliardensummen nach Zypern transferiert. Zudem hat Russland Zypern hohe Kredite gegeben. Das Mittelmeerland war wegen seiner engen finanziellen Verflechtung mit Griechenland in die Krise geraten, als Athen fast bankrott ging.

"Wenn Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt würden, hätte das äußerst negative Auswirkungen auf unser Anpassungsprogramm, das wir mit der Troika vereinbart haben", sagte Zyperns Präsident Nikos Anastasiadis dem Handelsblatt. Es würde "all die Fortschritte gefährden, die wir seit einem Jahr mühsam erreicht haben."

Die EU erwägt im Zuge der Ukraine-Krise schärfere Sanktionen gegen Russland.

Anastasiadis forderte, die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten sollten bei Entscheidungen über Strafen "den Schaden berücksichtigen, den sowohl die EU selbst als auch die Wirtschaft unserer Länder aufgrund solcher Sanktionen erleiden würden". Neben Risiken gebe es aber auch Chancen für Zypern, sagte der Präsident. Vor Zyperns Küste sind Gasvorkommen entdeckt worden. Sein Land werde innerhalb Europas ein wichtiger Energielieferant, sagte er. Westliche Politiker debattieren derzeit, wie sie sich unabhängiger vom Gaslieferanten Russland machen können.

Generell sieht Anastasiadis Zypern auf dem Weg der Besserung. Ein Beleg sei, dass sich das Land kürzlich Geld bei Investoren leihen konnte. Zypern werde bald erneut mit Staatsanleihen Kredite aufnehmen, kündigte er an.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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