Gazprom-Konzern:Make-up für den Monopolisten

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Der russische Gazprom-Konzern will seinen Ruf im Westen verbessern. Zu diesem Zweck erhielt nun eine PR-Agentur einen millionenschweren Auftragt.

Daniel Brössler

Eigentlich können die Bosse der russischen Firma Gazprom nicht klagen. Sie verfügen über Geld und Macht, also über alles, worauf es in Moskau normalerweise ankommt.

Gazprom-Gebäude in Moskau: In Russland kann der Konzern haben was er will. Doch im Westen sieht es anders aus. (Foto: Foto: dpa)

Der Unternehmenswert an der Börse von fast 262 Milliarden US-Dollar und ein verlässlicher Draht in den Kreml garantieren, dass der russische Gasmonopolist stets bekommt, was er will - sei es eine große Ölfirma, einen ordentlichen Anteil am weltgrößten Flüssiggasprojekt oder eine Garantie seines Transportmonopols.

Einen Wunsch aber konnte sich Gazprom bislang nicht erfüllen: einen guten Ruf im Westen. Nicht zuletzt die Preiskriege mit der Ukraine und Weißrussland haben dem Ansehen des Konzerns schwer geschadet.

Gute Stimmung in den USA und Westeuropa

Doch nun soll alles anders werden. Gazprom will die PR-Firma PBN Company des Amerikaners Peter Necarsulmer mit einer groß angelegten Kampagne beauftragen. Das Ziel: Gute Stimmung für Gazprom in den USA und Westeuropa.

Offiziell bestätigt wurde das Geschäft zwar noch nicht. PBN verteilte dennoch am Dienstag bereits im Namen von Gazprom Einladungen an ausländische Journalisten zu einer Pressekonferenz.

,,Im Westen wird Gazprom mit dem Namen von Präsident Wladimir Putin und seiner politischen Umgebung assoziiert. Das Unternehmen will sich aber anders positionieren'', zitierte die Zeitung Kommersant am Dienstag einen Insider.

Aufschrei der Empörung

Wie schlecht das staatsnahe Image des Konzerns fürs Geschäft ist, erlebt Gazprom jedenfalls immer wieder. Als Gazprom versuchte, sich in das britische Energieunternehmen Centrica einzukaufen, ernteten die Russen einen Aufschrei der Empörung.

Und seit selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel Zweifel an der Zuverlässigkeit des Gaslieferanten Russland erkennen lässt, ist es mit der Gelassenheit bei Gazprom offenbar vorbei. Die neue PR-Strategie soll der Firma helfen, als rein kommerzielles Unternehmen wahrgenommen werden.

Doch daraus wird nichts, vermutet der liberale russische Abgeordnete Wladimir Ryschkow: ,,Gazprom ist keine eigenständige Firma, sondern Teil des russischen Staates.''

Die Wahrnehmung im Westen sei also zutreffend, denn vom Kreml werde der Konzern als politisches Werkzeug benutzt. ,,Wenn Europa sich beschwert, dann nicht deshalb, weil es uns feindlich gesinnt ist, sondern weil es in Sorge ist'', glaubt der kreml-kritische Politiker. Eine Imagekampagne könne daher nicht mehr sein als ,,ein Tropfen im Meer''.

Elf Millionen Dollar

Den Auftrag an PBN will sich Gazprom laut Kommersant 2007 elf Millionen Dollar kosten lassen - was tatsächlich eher nach einem Tropfen klingt.

Für den Sponsorvertrag mit dem deutschen Fußballverein Schalke 04 ist Gazprom immerhin bereit, in den kommenden fünf Jahren bis zu 125 Millionen Euro springen zu lassen. Und Gazprom kann es sich fraglos leisten, künftig noch mehr auszugeben.

Für PR-Leute wie Necarsulmer ist Gazprom also ein dicker Fisch. Der Mann aus Kalifornien hatte 1990 in Moskau die erste PR-Firma in der Sowjetunion gegründet und zählt es zu seinen Leistungen, die Russen mit der Chiquita-Banane vertraut gemacht zu haben.

Selbstbewusst

Menschen im Westen Gazprom schmackhaft zu machen, dürfte schwieriger werden - doch Necarsulmer bringt das notwendige Selbstbewusstsein mit. Ein Problem, das er nicht hätte lösen können, ließ er in einem Interview wissen, habe es ,,noch nicht gegeben''.

© SZ vom 17.01.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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