Galaxy Fold:Klappe, die nächste

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Vom Hoffnungsträger zum Problemfall: Samsung muss den Start seines Smartphones mit Faltbildschirm verschieben. (Foto: Kelvin Chan/AP)

Samsungs Galaxy Fold mit biegsamem Display sollte das Smartphone-Geschäft beleben, doch es gibt technische Probleme.

Von Simon Hurtz, München

Es sollte ein Triumph werden, doch es könnte im Desaster enden: Samsung muss den Start des Galaxy Fold verschieben. Den neuen Starttermin für das Handy mit faltbarem Bildschirm will das Unternehmen "in den kommenden Wochen" bekannt geben. In den USA hätten bereits am kommenden Freitag die ersten Exemplare ausgeliefert werden sollen. Damit gesteht Samsung ein, dass ein Produkt, das es selbst als revolutionär gepriesen hatte, schlicht noch nicht marktreif ist. Zuerst hatte das Wall Street Journal (WSJ) darüber berichtet.

In der vergangenen Woche waren mehrere Testexemplare des Galaxy Fold bereits nach wenigen Stunden kaputtgegangen. Bei insgesamt vier Geräten fiel ausgerechnet das faltbare Display aus. Zwei Tester hatten eine Plastikschicht entfernt, die sie irrtümlich für eine abziehbare Schutzfolie gehalten hatten. Das ließe sich durch deutlichere Hinweise beheben. Doch zwei weitere Geräte versagten offenbar ohne Fremdeinwirkung. "Was auch immer passiert ist, es liegt sicher nicht daran, dass ich dieses Handy schlecht behandelt habe", schrieb einer der Tester.

Samsung selbst gibt an, dass sich das Gerät mindestens 200 000 Mal öffnen und schließen lasse, ohne Schaden zu nehmen. Wer das Handy 100 Mal pro Tag faltet, müsste sich demnach erst nach fünf Jahren Sorgen machen. Bei den Testern hatte es jedoch keine 24 Stunden gedauert, bis das Display ausfiel.

Erste Untersuchungen hätten ergeben, dass Druck auf das obere und untere Ende des Scharniers zu den Display-Ausfällen geführt haben könnte, teilte Samsung nun mit. Man werde Maßnahmen ergreifen, um das Display besser zu schützen. Das klingt danach, als müsste die Konstruktion überarbeitet und der Fertigungsprozess verändert werden. Solche Eingriffe dauern gewöhnlich eher länger als einige Wochen.

Auch Konkurrent Huawei plant ein Handy mit einem Aufklapp-Bildschirm

In Deutschland sollte das Galaxy Fold am 3. Mai auf den Markt kommen. Auf Samsungs Webseite fand sich zunächst kein Hinweis auf die geänderten Pläne. Interessenten konnten sich dort registrieren, um zu "erfahren, wenn sich die Zukunft entfaltet". Am Dienstag aber waren diese Informationen dort nicht mehr zu sehen.

Für Samsung steht mit dem Fold viel auf dem Spiel. Zum einen erinnern die Display-Probleme des Galaxy Fold an das Debakel um das Galaxy Note 7. Vor drei Jahren gingen etliche Exemplare von Samsungs damaligem Spitzenmodell in Flammen auf oder schmorten durch. Das Unternehmen hatte die Wärmeentwicklung des Akkus falsch eingeschätzt und im Gehäuse zu wenig Platz gelassen. Schließlich musste Samsung das Note 7 komplett aus dem Handel nehmen - ein bis dato einzigartiger Fall.

Zum anderen sollte das Galaxy Fold das erste faltbare Handy eines großen Herstellers sein. Der koreanische Konzern hatte das 2000-Euro-Handy im Februar vorgestellt. Es sollte den Smartphone-Markt revolutionieren. Im Herbst will Huawei mit dem Mate X ebenfalls ein Falt-Handy auf den Markt bringen. Samsung dürfte daran gelegen sein, das Galaxy Fold vor dem Gerät des Konkurrenten auszuliefern.

Erste Testberichte beschreiben das Galaxy Fold als Ausblick auf die Zukunft - allerdings als teuren und unzuverlässigen Ausblick. "Verdammt viel Geld für einen Prototyp", befindet Engadget und beschreibt das Galaxy Fold als "frustrierend und fantastisch zugleich". Ähnlich sieht es The Verge, dessen Tester "den Start von etwas ganz Neuem" erlebt, aber dringend vom Kauf abrät. Wer sich davon nicht abschrecken lassen will, hat nun zumindest Bedenkzeit gewonnen.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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