Für die Schuldner:Jetzt wird's ungemütlich

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Ein amerikanischer Thinktank hat vorgerechnet, wie sich Griechenland retten ließe. Und aufgezeigt, welche Wege eher nicht zum Ziel führen.

Von Catherine Hoffmann

Griechenland schuldet seinen Gläubigern 326 Milliarden Euro. Damit beläuft sich die Staatsverschuldung auf 180 Prozent der Wirtschaftsleistung. Anders ausgedrückt: Wenn Griechenland all seine Schulden zurückzahlen wollte, müssten die Griechen beinahe zwei Jahre umsonst arbeiten. Nun verlangt das niemand von Athen. Es zeigt aber, wie schwer es wird, eine so hohe Schuldenlast loszuwerden. In der Vergangenheit haben das nur sehr wenige Länder geschafft.

Das wissen auch die Gläubiger. Athen schuldet allein den öffentlichen europäischen Geldgebern 226 Milliarden Euro; dazu zählen der Rettungsfonds EFSF, sein Nachfolger ESM, die Europäische Zentralbank und die europäischen Regierungen. Hinzu kommt eine 13-Milliarden-Euro-Hilfe vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Bereits 2012 haben die Gläubiger Griechenland einen Teil ihrer Forderungen erlassen, sie haben die Zinsen auf ihre Darlehen gesenkt und die Tilgungsfristen verlängert. All dies gilt bis 2030. Doch es wird nicht reichen. Deshalb streiten die europäischen Retter und der IWF schon seit Mitte 2015 darüber, ob Griechenland zusätzliche Schuldenerleichterungen braucht - und wenn ja, wie viel. Einig sind sie bis heute nicht.

Jeromin Zettelmeyer und Kollegen haben nun in einem Papier für das konservative Peterson Institute for International Economics in Washington eine mögliche Lösung skizziert. Zuerst aber haben sie vorgerechnet, was ihrer Meinung nach nicht zum Ziel führen wird: Die verschiedenen Wege, die der IWF und die europäischen Geldgeber bisher vorgeschlagen haben. Sie führen entweder nicht zu tragfähigen Schulden oder gehen von unrealistisch hohen Haushaltsüberschüssen aus, jedenfalls wenn man Länderbeispiele aus der Vergangenheit heranzieht. Das ist die schlechte Nachricht.

Die gute Nachricht ist: Es gibt den Autoren zufolge plausible Szenarien, in denen die griechische Schuldenlast erträglich wird, ohne dass das Land einen harten Schuldenschnitt braucht. Denn dagegen sträuben sich die europäischen Gläubiger, vor allem Deutschland. Einfach wird eine solche Lösung aber nicht. Denn dazu müsste die Eurogruppe bereit sein, die EFSF-Darlehen mindestens bis zum Jahr 2080 zu verlängern und weitere Zinsaufschübe zu gewähren. Die Folge: Das Griechenlandrisiko des Fonds wächst über Jahrzehnte weiter.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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