Ausbildung:Der Bau zahlt Azubis am meisten

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SZ-Grafik: Bucher; Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (Foto: N/A)

Die tariflichen Verdienste von Auszubildenden sind auch im vergangenen Jahr deutlich gestiegen - auf 832 Euro brutto im Westen und 769 Euro im Osten. Aber die Unterschiede in den einzelnen Berufszweigen sind groß.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Die tariflichen Verdienste von Auszubildenden sind 2015 zum vierten Mal hintereinander deutlich gestiegen. Azubis in Westdeutschland kamen während der gesamten Ausbildungszeit im Durchschnitt auf 832 Euro brutto im Monat. Das entspricht einem Zuwachs von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Ostdeutschland verbesserten sich die per Tarifvertrag vereinbarten Vergütungen sogar um 4,3 Prozent auf durchschnittlich 769 Euro monatlich. Das geht aus einer neuen Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Bei den Verdiensten gibt es jedoch je nach Beruf und Region zum Teil erhebliche Unterschiede: So konnten junge Menschen im Bauhauptgewerbe am meisten kassieren. Ein Maurerlehrling kommt im Westen auf mehr als 1000 Euro brutto. Besonders gut schneiden auch Mechatroniker, angehende Kaufleute für Versicherungen und Finanzen oder Azubis in der Medientechnologie ab. Besonders niedrig waren die Vergütungen für Floristen, Bäcker oder Maler/Lackierer. Ganz unten steht das Friseur-Handwerk: Wer das erlernt, verdient ohne Trinkgeld im Durchschnitt nur 494 Euro im Westen und 269 Euro im Osten der Republik.

Wie bereits in den vergangenen Jahren hat sich die Bezahlung der Azubis kräftig erhöht. Seit 2012 liegen die Steigerungsraten zwischen 3,7 und 5,0 Prozent. Die BIBB-Forscherin Ursula Beicht führt dies nicht nur auf die "recht guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland" zurück. Die Arbeitgeber seien auch eher bereit einen Aufschlag zu zahlen, um dadurch mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Denn geeignete Kandidaten seien aufgrund der gesunkenen Zahl der Schulabgänger und der verstärkten Neigung der Jugendlichen zum Studieren immer schwieriger zu finden.

In einigen Ausbildungsberufen mit großem Bewerbermangel wurden deshalb die Vergütungen besonders stark angehoben. So belief sich bei den zukünftigen Bäckern das Plus auf bundesweit 5,3 Prozent. Auch in den Berufen Restaurantfachmann/ -fachfrau und Koch/Köchin zogen die Vergütungen überdurchschnittlich stark an. Besonders auffällig ist der Zuwachs bei der Ausbildung zur Fachkraft für Systemgastronomie. Hier betrug der Anstieg sogar 7,7 Prozent in den alten und 9,3 Prozent in den neuen Bundesländern.

BIBB-Expertin Beicht merkt aber an: Nicht tarifgebundene Betriebe dürften die in ihrer Branche und Region gültigen Verdienstsätze laut der Rechtsprechung um 20 Prozent unterschreiten. Vor allem im Osten halten sich viele Unternehmen nicht an Tarifverträge.

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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