Führungswechsel:Siemens-Spitze vor radikalem Umbau

Lesezeit: 1 min

Bei der Siemens AG zeichnen sich nach mehreren Skandalen harte Einschnitte in der Konzernspitze ab. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Cromme will den zehnköpfigen Vorstand und die Konzernzentrale mit ihren mehreren hundert Beschäftigten deutlich verkleinern.

K. Ott, M. Balser und K.-H. Büschemann

Eine der Erkenntnisse aus den Skandalen laute, dass man diesen "Wasserkopf" nicht mehr brauche, hieß es aus Gerhard Crommes Umfeld. Es könne nicht sein, dass "Heerscharen von Vorständen herumlaufen, und keiner für irgendetwas verantwortlich ist".

Die Siemens-Spitze besteht bislang aus zehn Konzernvorständen und zahlreichen Abteilungen, die Siemens von München aus führt. Für das oberste Führungsgremium wies die AG im Geschäftsjahr 2006 Vergütungen in Höhe von insgesamt 30,4 Millionen Euro aus. Die zehn Sparten wie Verkehrstechnik, Energieerzeugung oder der Lichtkonzern Osram haben aber in der Regel noch einmal eigene Vorstände.

Cromme hält diese seit Jahrzehnten bei Siemens gepflegte Struktur für ineffizient. Den zahlreichen Zentral- und Spartenvorständen war es nicht gelungen, die in großem Stil erfolgte Korruption und andere Machenschaften zu verhindern.

Bruch mit der Tradition

Nun müssen offenbar die meisten Zentralvorstände um ihren Job fürchten. Das Ausscheiden der beiden Vorstandsmitglieder Johannes Feldmayer und Jürgen Radomski steht bereits fest. Ihre Verträge werden nicht verlängert. Der bisherige Europachef Feldmayer ist durch die Affäre um die verdeckte Finanzierung der Arbeitnehmer-Organisation AUB belastet. Personalvorstand Radomski muss für Verfehlungen in seinem Verantwortungsbereich geradestehen.

Denkbar wäre eine Verkleinerung des Zentralvorstands auf die drei Funktionen Konzern-, Finanz- und Personalchef. Aufsichtsrats- und Ex-ThyssenKrupp-Chef Cromme sowie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann haben eine solche Verkleinerung in ihren Unternehmen bereits umgesetzt.

Mit dem Plan würde das traditionelle Machtgefüge zwischen der Zentrale in München und den zehn Konzernbereichen ins Wanken geraten. Die Sparten sollen demnach eigenständiger agieren. An eine Zerschlagung des Konzerns durch den Verkauf Sparten denkt Cromme aber offenbar nicht.

Für die Nachfolge des scheidenden Konzernchefs Kleinfeld gibt es mehrere Kandidaten. Der Kandidat solle am besten von außen kommen, hieß es aus Aufsichtsratskreisen. Das wäre ebenfalls ein Bruch mit der Tradition bei Siemens.

© SZ vom 30.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: