Frankreich:Zu starke Nachbarn

Der unabhängige Präsidentschaftskandidat Macron lehnt Arbeitsmarktreformen nach deutschem Vorbild ab. Die Hartz-IV-Gesetze seien kein Modell für sein Land. Zudem kritisierte er die Ungleichgewichte in Europa.

Der französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron hat die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft kritisiert und fordert einen Abbau des Ungleichgewichts in Europa. Deutschland werde hoffentlich zu der Einsicht kommen, dass die wirtschaftliche Stärke des Landes in der jetzigen Ausprägung nicht tragbar sei, sagte Macron den Zeitungen der Funke Mediengruppe sowie der Tageszeitung Ouest-France.

Deutschland profitiere vom Ungleichgewicht in der Euro-Zone und erziele sehr hohe Handelsüberschüsse. "Die sind weder für seine eigene Wirtschaft gut noch für die Wirtschaft der Euro-Zone. Hier muss ein Ausgleich geschaffen werden", sagte er.

Macron tritt bei der Präsidentschaftswahl als Parteiloser an. Umfragen zufolge könnte der frühere Wirtschaftsminister und Investmentbanker die Rechtsextreme Marine Le Pen im zweiten Wahlgang im Mai schlagen. Er tritt für Europa und eine enge Partnerschaft mit Deutschland ein. In Bezug auf die Zusammenarbeit beider Länder sagte Macron, Deutschland erwarte, dass Frankreich endlich strukturelle Reformen einleite. "Solange wir die hinauszögern, können wir nicht auf das Vertrauen der Deutschen setzen." Macron bekräftigte seine Absicht, den französischen Arbeitsmarkt mit einer Qualifizierungsoffensive zu stärken. Eine Übertragung der deutschen Hartz-IV-Gesetze lehnt er aber ab. Eine Senkung der Leistungen komme nicht in Frage. Er orientiere sich am deutschen Modell, indem er "dem Dialog der Sozialpartner mehr Gewicht" zumesse.

© SZ vom 18.04.2017 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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