Frankreich:Urteil im Streit um Pestizide im Wein

Die Französin Valérie Murat muss 125 000 Euro zahlen. Sie hatte auf Pestizidrückstände im Wein aufmerksam gemacht, der Weinbauernverband wirft ihr Verleumdung vor.

Die Französin Valérie Murat, die mit ihrem Verein "Alerte aux Toxiques" auf Pestizidrückstände in Weinen aufmerksam macht, ist in erster Instanz dazu verurteilt worden, 125 003 Euro Entschädigung zu zahlen. Die 43-jährige Murat hatte im September 2020 eine Analyse veröffentlicht, für die sie 22 Weine aus dem Anbaugebiet um Bordeaux untersuchen ließ, die mit dem Umweltprädikat HVE ausgezeichnet sind. In allen getesteten Weinen wurden Rückstände von Pestiziden nachgewiesen. Der Weinbauernverband von Bordeaux, der CIVB, verklagte Murat und ihren Verein nach der Veröffentlichung auf Verleumdung. Der CIVB betonte am Donnerstag, dass die Spuren der Pflanzenschutzmittel im legalen Rahmen bleiben: "Es ist daher Verleumdung zu behaupten, diese Weine seien gefährlich" Der CIVB sieht im Einsatz von Pestiziden die nötige Absicherung gegen Ernteausfälle und Schädlinge. Die Weinanbau sichert in der Region 50 000 Arbeitsplätze.

Seit Valérie Murats Vater, ein Winzer, 2012 mit 70 Jahren an Lungenkrebs starb, kämpft Murat gegen den Pestizideinsatz in der prestigeträchtigen Weinbauregion. "Man vergiftet uns", sagte Murat nach dem Urteil. "Das sind schlechte Zeiten für die Bewohner unserer Region, und es sind auch schlechte Zeiten für die Meinungsfreiheit." Das Urteil verbietet Murat und ihren Verein, das Ergebnis ihrer Pestizid-Analyse weiter zu verbreiten. Murat wirft dem CIVB vor, jede Kritik mundtot zu machen. "Im Land des Weins, hat man kein Recht, seine Meinung zu sagen", so Murat. Sie kündigte an, in Berufung zu gehen.

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