Frank & Frank:Krawallmacher im Vergleich

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Verdi-Chef Frank Bsirske ist angeschlagen. Ob Frank Montgomery mit einer neuen Gesundheitsgewerkschaft Erfolg haben wird, ist dennoch ungewiss.

Marc Beise

Die Herren tragen Bart, ein wenig jedenfalls und oberhalb der Oberlippe. Bei Frank Montgomery kommt die Gesichtsbehaarung etwas konzentriert in der Mitte daher, was ziemlich hart wirkt. Frank Bsirske trägt den Bart eher breit, was Gemütlichkeit ausstrahlen könnte.

Marburger-Bund-Chef Frank Ulrich Montgomery (rechts) spricht für 105.000 Krankenhaus-Ärzte. Sein Gegenspieler Frank Bsirske vertritt nur wenige Ärzte, dafür aber insgesamt 2,4 Millionen Arbeitnehmer. (Foto: Fotos: AP)

Doch dieser Eindruck täuscht. Beide Herren sind extrem streitbar: Funktionäre, die für die Interessen von Arbeitnehmern vor keinem Krawall zurückschrecken. Dagegen ist nichts zu sagen, zumal wenn die Vertretenen der Hilfe tatsächlich bedürfen.

Auf die Krankenhaus-Ärzte, die hart und lange und schlecht bezahlt Dienst am Menschen tun, trifft dies nach allgemeiner Einschätzung zu. Weshalb der vom Marburger Bund organisierte Ausstand von vielen, die sich sonst über jede Gewerkschaftsregung ereifern können, mit Sympathie begleitet wurde. Einkommenszuwächse in zweistelliger Höhe waren da plötzlich kein Problem mehr, den Klinikärzten sei es gegönnt.

Aus Verdi-Sicht ganz in Ordnung

Auch Frank Bsirske hat sich für Mediziner eingesetzt, denn einige wenige sind auch in seiner Verdi organisiert, die sich als vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft um alle möglichen Arbeitnehmer zu kümmern hat. Ein Tarifabschluss über 4,5 Prozent ist aus Verdi-Sicht und im Vergleich zu anderen Branchen ganz in Ordnung.

Montgomery dagegen hat einen anderen Maßstab. Weshalb er den Abschluss für die kommunalen Krankenhäuser nicht anerkannt hat und jetzt sogar mit einer neuen Gesundheitsgewerkschaft liebäugelt, die auch normales Personal jenseits der Ärzteschaft vertreten soll.

Weil Vielfalt und Flexibilität in der Wirtschaft meist gut tun, kann man das begrüßen. Die Idee einer Mammutorganisation, die sich stolz größte freie Einzelgewerkschaft der Welt nennt, war immer vermessen. Warum also nicht für das Gesundheitswesen mit seinen spezifischen Bedürfnissen eine eigene Organisation gründen?

Angeschlagen

Der Putschist Montgomery könnte damit zunächst Erfolg haben. Bsirske ist angeschlagen. Er hat vor seinen Mitgliedern den Eindruck erweckt, es gäbe noch viel zu verteilen im Öffentlichen Dienst. Am Ende musste er bei den jüngsten Tarifauseinandersetzungen nachgeben.

Ferner die "Verdiktatur" im Gewerkschaftslager, die man auch im Dachverband DGB spürt, das Liebäugeln Bsirskes mit der Linkspartei - das alles ist schwer erträglich.

Viele Problem

Montgomery würde allerdings, wenn er das sichere Lager der Ärzte verlässt, rasch an seine Grenzen kommen. Es ist leicht, nur für eine gesellschaftliche Elite zu sprechen. Eine Gesundheitsgewerkschaft hätte viele Probleme, die der Ärzte-Chef noch gar nicht kennt.

© SZ vom 07.08.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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