Fonds von Allianz und Commerzbank:Aus zwei mach eins

Lesezeit: 2 min

Die Cominvest-Fonds werden künftig von der Fondsgesellschaft der Allianz betreut. Nun wird über Schließungen debattiert - die für Anleger steuerliche Nachteile hätten.

Simone Gröneweg

Bei der Fusion Commerzbank und Dresdner Bank geht es mitunter zu wie auf einem Verschiebebahnhof: Die meisten Kunden landen bei der Commerzbank, andere bleiben bei der Allianz und manche wechseln von der Commerzbank zur Allianz - das sind die Anleger der Fondsgesellschaft Cominvest.

Die Fonds der Cominvest werden künftig von der Allianz verwaltet. Für Anleger könnte das zu steuerlichen Problemen führen. (Foto: Foto: dpa)

Die fast 300 Publikumsfonds der Cominvest werden künftig von der Allianz Global Investors (AGI) betreut. Ende Juli steckten mehr als 30 Milliarden Euro in den Fonds. Die AGI selbst hat noch einmal mehr als 250 Fonds dieser Art mit einem Volumen von mehr als 60 Milliarden Euro.

Die Folge der Fusion: Die Allianz muss entscheiden, was mit Fonds geschieht, die sich überschneiden oder ähneln. Die Möglichkeiten sind überschaubar. Man kann die Fonds parallel weiterlaufen lassen, fusionieren - oder schließen. Diese letzte Variante könnte den Anlegern steuerliche Probleme bereiten.

Fusion zweier Fonds

Das gilt für Leute, die den Fonds schon lange halten. Und auch für Kunden, die erst in den vergangenen Monaten Anteile gekauft haben. "Einige Anleger haben noch gezielt in Fonds investiert, um der Abgeltungsteuer auf Veräußerungsgewinne zu entgehen, die zum 1. Januar 2009 kommt", sagt Achim Tiffe vom Institut für Finanzdienstleistungen. Sie wollten sich steuerfreie Kursgewinne sichern. Doch wenn ein Fonds im nächsten Jahr aufgelöst wird, ist es mit der Steuerfreiheit plötzlich vorbei - egal wann jemand den Fonds gekauft hat. "Das wird als Rückgabe der Anteile gewertet", sagt ein Sprecher des Fondsverbands BVI.

Wenn der Fonds dichtgemacht wird, zahlt der Kunde zwar noch keine Abgeltungsteuer. Investiert er den Erlös aber wieder in einen anderen Fonds, wird später - wenn er das Geld entnimmt - die Abgeltungsteuer auf den Veräußerungsgewinn fällig. Also immerhin 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer.

Noch ist völlig unklar, ob die Allianz überhaupt Fonds schließt. Der Versicherer hat Teams gebildet, die die Produkte durchforsten. "Wir denken an die steuerliche Situation und werden im Sinne der Kunden handeln", verspricht die Allianz. Der Konzern könnte die Steuerproblematik vermeiden. Wenn Fonds fusionieren, muss sich der Kunde keine Gedanken über die Abgeltungsteuer machen.

Nicht übereilt investieren

Das liegt an der sogenannten Fußstapfentheorie. Der Kunde erhält zwar neue Anteile am fusionierten Investmentfonds, doch die werden rechtlich wie die alten behandelt, sagt ein BVI-Sprecher. Es ist egal, wann Fonds zusammengelegt werden. Wer seine Anteile vor Januar 2009 gekauft und länger als ein Jahr besessen hat, müsse keine Abgeltungsteuer. Das könnte Fondseigner beruhigen.

Mit solchen Szenarien müssen sich nicht nur Kunden der fusionierten Banken auseinandersetzen. Auch bei anderen Gesellschaften kann es passieren, dass Fonds geschlossen oder fusioniert werden. Verbraucherschützer Tiffe rät deswegen, eher in große und ältere Fonds zu investieren. Ähnlich äußern sich andere Fachleute. So weist Fondsanalyst Werner Hedrich von Morningstar auf die beiden Flaggschiffe von Cominvest und AGI hin. Der Cominvest Fondak aus dem Jahr 1950 sei Deutschlands ältester Publikumsfonds. Der Concentra von AGI existiert seit 1956. Beide Fonds hätten starke Markennamen, betont Hedrich.

Selbst eine Verschmelzung der Fonds hält er für unwahrscheinlich. Grundsätzlich sollten Anleger nicht übereilt in Fonds investieren, um die Abgeltungsteuer zu umgehen, warnen Experten. Wichtiger sei, in welche Branche und Region man Geld stecke. Analyst Hedrich betont: "Die Gebühren eines Fonds sollte man sich auch angucken." Die können schließlich hoch sein.

© SZ vom 06.09.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: