Es gibt wohl nur wenige Dinge, die nicht schon an der Börse gehandelt wurden: indische Aktien, Platin, Schweinebäuche, Tulpen, isländische Anleihen. Längst haben auch Investmentfonds den Weg aufs Parkett gefunden.
Anleger können nicht nur die börsengehandelten Indexfonds (ETFs) an der Börse erwerben, sondern auch Tausende von aktiv gemanagten Fonds, die einst nur von den Kapitalanlagegesellschaften direkt zu bekommen waren. Die Börse bietet gegenüber dem klassischen Vertriebsweg vor allem zwei Vorteile: Anleger können hier schneller und vor allem günstiger handeln.
Normalerweise kauft die Bank Fonds für Kunden direkt bei Fondsgesellschaften wie DWS, Union oder Fidelity. Dann kassiert sie auch den Ausgabeaufschlag. Er beträgt bei Aktienfonds häufig fünf Prozent, manchmal sogar mehr. Diese Ausgabe können sich Anleger sparen, wenn sie ihrem Bankberater den Auftrag erteilen, die Fondsanteile direkt an der Börse zu kaufen.
Das geht in der Filiale, aber auch telefonisch oder über das Internet. Besonders günstig sind in der Regel Direktbanken. "Bei einer Anlagesumme von 10000 Euro kann der Anleger mit dem Fondshandel leicht 450 Euro gegenüber dem Kauf bei der Fondsgesellschaft sparen", sagt Oliver Szabries, Geschäftsführer der DBM Deutsche Börsenmakler GmbH. Fondshandel bieten die Regionalbörsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart an.
Auf die Gebühren achten
Wer einen Fonds an der Börse kauft, muss den hohen Ausgabeaufschlag nicht zahlen. Eine Stichprobe zeigt, wie viel das ausmacht - am Beispiel des Fidelity European Growth Fund: Dieser Fonds gehört zu einem der beliebtesten in Europa investierenden Aktienfonds.
Sein Briefkurs lag an den Börsen bei 11,52 Euro und damit 6,2 Prozent unter dem Ausgabepreis der Fondsgesellschaft. Zum Nulltarif ist der Börsenhandel freilich nicht zu haben. Anleger müssen mit den üblichen Orderspesen ihrer Bank und der Maklercourtage von 0,08 Prozent des Auftragsvolumens kalkulieren. Direktbanken berechnen je nach Orderhöhe zwischen 10 und 20 Euro für einen Auftrag.
Hinzu kommt die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs des Fonds, die zu Lasten des Sparers geht. Dieser Spread liegt maximal bei zwei Prozent, meist ist er aber nur halb so hoch. Insgesamt sind die Kosten für einen Fondskauf an der Börse meist niedriger als bei einem Auftrag an die Fondsgesellschaft.
Das gilt auch, wenn die Bank den Ausgabeaufschlag um 50 Prozent reduziert, wie es oft üblich ist. Abhängig von den Ordergebühren der Bank lohnt sich der Kauf über die Börse meist, wenn Fondsanteile im Wert von 1500 Euro und mehr erworben werden.
So verlangen die Banken für einen guten Dachfonds im Durchschnitt 4,37 Prozent Ausgabeaufschlag. Wer eine Order über 2000 Euro bei der Investmentgesellschaft aufgibt, zahlt dafür also 87,40 Euro. Bietet die Bank einen Discount von 50 Prozent auf den Ausgabeaufschlag, muss der Anleger immer noch 43,70 Euro für den Kauf ausgeben.
Geht der Sparer an die Börse, kostet ihn die Order 1,60 Euro Courtage; 21,40 Euro werden für den Spread fällig (1,07 Prozent); hinzu kommen 10,40 Euro Bankspesen; dann kostet der Auftrag an der Börse 33,40 Euro.
Vorteil beim Verkauf
Gegenüber dem Kauf bei der Kapitalanlagegesellschaft spart der Anleger 54 Euro, gewährt diese einen Discount, ist die Börse immer noch um 10,30 Euro günstiger. Keine Konkurrenz ist der Börsenhandel allerdings, wenn die Bank 100 Prozent Nachlass auf den Ausgabeaufschlag gibt. Dann ist der Umweg übers Börsenparkett teurer.
Will der Anleger Fondsanteile verkaufen, lohnt sich der Weg über die Fondsgesellschaft - zumindest in ruhigen Börsenzeiten, wenn es nicht auf eine schnelle Ausführung des Auftrags ankommt.
Denn beim Verkauf an der Börse schlagen wieder Bankgebühren, Maklercourtage und Spread zu Buche, die Investmentgesellschaft nimmt die Anteile dagegen kostenlos zurück. Dieser Verkaufsweg funktioniert auch, wenn die Aktienfonds an der Börse erworben wurden.
Aber nicht nur die niedrigen Kosten sprechen für den Börsenhandel, sondern auch die Schnelligkeit. Anders als beim Kauf über die Investmentgesellschaft bekommt der Anleger an der Börse vom Makler sofort einen Preis gestellt, der Auftrag kann innerhalb von Minuten ausgeführt werden.
Wer Fonds auf dem herkömmlichen Weg ordert, erfährt den Wert seiner Anteile erst am nächsten Tag, eine Transaktion dauert oft zwei Tage. Gerade in unruhigen Zeiten schätzen Anleger den Vorteil des Börsenhandels: Sie können sich schnell von Verlustbringern trennen oder Preiskorrekturen zum Kauf nutzen.
Denn in den Handelszeiten - meist zwischen neun und 20 Uhr - werden die Kurse laufend festgestellt, während die Fondsgesellschaft den Wert der Anteile nur einmal am Tag ermittelt. Zudem können Anleger im Fondshandel an der Börse auch Limit- und Stop-Loss-Order aufgeben. Sie können also beispielsweise beim Kauf einen Preis festlegen, der nicht überschritten werden darf, oder die Bank beauftragen, den Fonds zu verkaufen, sobald ein bestimmter Kurs unterschritten wird.