Folgen der Finanzkrise:Schmerz, lass nach

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Immer mehr Landesbanken eilen unter den Rettungsschirm - damit ist der akute Fusionsdruck der Branche erst einmal weg.

Thomas Fromm

Für Mitarbeiter von Landesbanken wie der BayernLB ist es in diesen Tagen nicht so leicht, ihre Zukunft zu planen. Es beginnt schon mit der Frage, ob sie alleine bleiben oder mit einer anderen Bank fusionieren.

Nach der Inanspruchnahme des Rettungspakets, kommen auf die BayernLB harte Auflagen zu. (Foto: Foto: dpa)

Die Signale aus Berlin sind da wenig eindeutig. Das Rettungspaket könne ein Einstieg zur Konsolidierung der Landesbanken sein, sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück kürzlich. Ein Sprecher seines Ministeriums sagte aber auch, dass der Stabilisierungsfonds kein Instrument für Fusionen sein sollte. Darüber sollten die Banken am besten selbst entscheiden.

Dieser Prozess aber könnte länger dauern. Zwar hatte die Finanzkrise hatte den Fusionsdruck unter den Landesbanken zunächst verschärft.

Nach der Abschaffung der Gewährträgerhaftung im Jahre 2005 standen die öffentlichen Institute schon einmal vor der großen Frage nach dem künftigen Geschäftsmodell - einige suchten daher in riskanten US-Immobilienpapieren ihr Glück. Und gerieten so immer tiefer in den Strudel der Finanzkrise. Fusionen galten als Ausweg.

Jetzt, wo mit Hilfe von Kapitalspritzen der akute Schmerz erst einmal nachlassen dürfte, ist auch das Thema Fusionen auf die lange Bank geschoben. Im Süden der Republik sind es nur noch die Sparkassen, die für eine zügige "SüdLB" trommeln.

Siegfried Jaschinski und Michael Kemmer, die beiden Chefs der Landesbank Baden-Württemberg und der BayernLB, sind inzwischen wesentlich reservierter als noch vor einigen Monaten.

Kemmer erklärte zuletzt, das Thema sei für dieses Jahr erledigt. Jaschinski ging noch einen Schritt weiter und erklärte: Zurzeit sei es nicht machbar, zwei Banken von der Größe der LBBW und der BayernLB zusammenzuführen, da die Beschaffung von Liquidität am Markt dadurch schwerer werde. Erst einmal müsse die Bilanzstruktur der BayernLB verkleinert werden.

Brüssel verlangt Sanierung

"Der Leidensdruck der Landesbanken wird durch das Rettungspaket erst einmal gelindert", sagt Klaus Fleischer, Professor für Banken- und Finanzwirtschaft an der Hochschule München.

Dies könne aber " nicht Sinn der Sache" sein. "Man hätte zunächst einmal politischen Druck aufbauen und konkrete Fusionspläne einfordern müssen. Nur so lassen sich neue, tragfähige Geschäftsmodelle und die längst überfällige Neuordnung der Landesbanken schnell umsetzen."

Auflagen für die Kandidaten des Rettungspakets gibt es genug - von der Obergrenze für Managergehälter in notleidenden Banken in Höhe von 500.000 Euro bis zu der Regel, Dividendenzahlungen an andere Anteilseigner als den Rettungsfonds vorerst zu kippen. Nur klare strategische Vorgaben für die Landesbanken sind bisher im Detail kaum erkennbar.

Nur so viel ist klar: Auf Landesbanken wie die BayernLB und die WestLB kommen harte Auflagen zu. Bei der Brüsseler EU-Kommission verlangt man von den Instituten verschärfte Sanierungsschritte. Banken, die wie die Bayerische Landesbank vom Staat finanziell aufpäppelt werden, sind verpflichtet, nach sechs Monaten einen Sanierungsplan in Brüssel vorzulegen.

In München weiß man, dass die Wettbewerbsbehörde eine radikale Schrumpfkur erwartet - egal ob sie am Ende unter einen 4,8 Milliarden Euro schweren Rettungsschirm von Freistaat und Sparkassen schlüpft oder beim Rettungsfonds des Bundes unterkommt. Nur ob die BayernLB dafür fusionieren wird, oder ob sie ausländisches Tafelsilber wie ihre Kärtner Osteuropa-Tochter Hypo Group Alpe Adria opfern muss - das alles ist längst noch nicht ausgemacht.

"Zwei würden genügen"

Von der WestLB verlangt EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes eine Änderung der Eignerstruktur, den Zugang der WestLB zu dem den Sparkassen vorbehaltenen Privatkundengeschäft und den Rückzug aus internationalen Engagements. Zurzeit planen die Eigentümer der Landesbank, deren Kapitalmarktgeschäft mit dem der Deka zusammenzulegen.

Mit dem milliardenschweren Rettungspaket des Bundes will sich die angeschlagene WestLB nach eigenen Angaben für den schärfer werdenden Wettbewerb rüsten. "Der Markt ist eng und wir müssen uns dem stellen" erklärte der Düsseldorfer Finanzminister Helmut Linssen am Dienstag. Wenn der Markt schon so eng ist, monieren die Kritiker - warum wird die Zahl der Landesbanken dann nicht zusammengestrichen, statt die schwächelnden Institute weiter mit öffentlichen Geldern am Leben zu erhalten?

Es gibt viele, die der Meinung sind, dass sich auch mit weniger Landesbanken ganz gut arbeiten lasse. So auch der Finanzchef der Allianz, Helmut Perlet, der jüngst im SZ-Interview auf eine entsprechende Frage antwortete: "Zwei würden genügen." Ifo-Chef Hans-Werner Sinn sähe es am liebsten, wenn die Landesbanken gleich mit den Sparkassen fusioniert würden - "allein haben sie keine Basis mehr", sagte Sinn.

© SZ vom 05.11.2008/ld/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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