Flugzeug-Absturz:Ex-Pilot soll es richten

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Eine Boeing-Maschine von Typ 737 in der Fertigung: Der Absturz zweier Jets hat zu einer Krise geführt. (Foto: S. Brashear/AFP)

Nach dem Absturz der Boeing "737 Max" ist die US-Luftfahrtbehörde schwer in die Kritik geraten. Nun beruft Präsident Donald Trump einen Ex-Piloten an die Spitze.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Inmitten ihrer bislang größten Glaubwürdigkeitskrise hat der amerikanische Präsident Donald Trump einen neuen Chef für die Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) nominiert. Trump schlug den ehemaligen Delta-Air-Lines-Piloten und Flugbetriebsleiter Steve Dickson für das Amt vor, das Daniel Elwell seit Anfang 2018 interimistisch führt.

Die FAA steht wegen der Zulassung der Boeing 737 Max international, aber auch innerhalb der USA unter massivem Druck. Sie sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, das neue Flugsteuerungssystem Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS), das Boeing auf der Max-Serie eingeführt hat, nicht ausreichend geprüft zu haben. Zwei Maschinen der Baureihe waren innerhalb von knapp fünf Monaten abgestürzt, 346 Menschen dabei ums Leben gekommen. Der vorläufige Unfallbericht zur Lion-Air-Katastrophe vom 29. Oktober 2019 stellt einen Zusammenhang mit MCAS-Fehlern her. Die äthiopische Regierung sagte nach einer ersten Analyse der Flugdaten nach dem Absturz eines Ethiopian-Jets vom 10. März, es gebe Parallelen. Sie will offenbar schon in der kommenden Woche einen vorläufigen Unfallbericht veröffentlichen. Normalerweise ist dieser erst nach 30 Tagen fällig.

Er flog 28 Jahre im Cockpit von Delta und war zuvor in der Luftwaffe aktiv

Die Berufung Dicksons ist in der US-Luftfahrtbranche mit Wohlwollen aufgenommen worden. Er flog 28 Jahre als Pilot für Delta und war zuvor in der Luftwaffe aktiv. Deshalb lobte auch die Pilotengewerkschaft Air Line Pilotes Association (ALPA) den Vorschlag. Dickson bringe eine Menge operative Erfahrung mit und habe mit vielen relevanten Institutionen bereits eng zusammengearbeitet. Die FAA ist wegen der mutmaßlichen Fehler bei der Max-Zertifizierung ins Visier der amerikanischen Justiz geraten, die Vorermittlungen eingeleitet hat. Darüber hinaus hat Verkehrsministerin Elaine Chao eine Untersuchung angekündigt. Diese fordert nun auch der demokratische Kongressabgeordnete Peter DeFazio, der den Ausschuss für Verkehr und Infrastruktur leitet. DeFazio kündigte auch an, der Ausschuss werde Anhörungen zum Thema 737 Max und zu der Rolle der FAA ansetzen.

Unterdessen dringen immer mehr Details der Unfallanalyse in Indonesien nach außen. Angeblich soll am Vortag des Absturzes nur ein zufällig im Cockpit mitfliegender dritter Pilot gewusst haben, wie MCAS abzuschalten gewesen sei. Die Indiskretionen tragen sich vor dem Hintergrund des Streits zwischen Boeing und Lion Air über die Schuld- und Schadenersatzfrage zu.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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