Flughafen:Erlebnispark

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Shopping am Sonntag: Der Frankfurter Flughafen ist nicht nur ein Ort zum Starten und Landen, sondern auch ein beliebtes Ausflugsziel. (Foto: imago stock&people)

Nicht nur Reisende suchen den Frankfurter Flughafen auf. Er hat längst ein Eigenleben entwickelt: als Hotelanlage, Einkaufs- und Bürozentrum. Dank mancher Attraktion hat er sich auch als Ziel für den sonntäglichen Familienausflug etabliert.

Von Jens Flottau

Der Frankfurter Flughafen, Deutschlands größte Verkehrsanlage, ist nicht nur für Flugreisen geeignet. Seit es den ICE-Bahnhof gibt, ist die Anbindung auch an die Fernstrecken der Bahn deutlich besser geworden. Doch auch wenn man gar nicht wegfahren will, hat der Airport seine Vorzüge. Denn vor der Stadt, die manch Auswärtiger immer noch lieber meidet, hat der Flughafen längst ein Eigenleben entwickelt als Hotelanlage, Einkaufs- und Bürozentrum, Gewerbegebiet und Ausflugsziel.

Zugegeben, die Atmosphäre im raumschiffhaften Büro- und Hotelkomplex Squaire über dem Fernbahnhof ist ein wenig steril. Aber da es im Frankfurter Raum sowieso so wenige Biergärten gibt, können sich Exil-bayern dort im Wirtshaus eine Schweinshaxe bestellen, womöglich unter den neidischen Blicken der Mitarbeiter einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, deren Büros sich in den oberen Etagen des Komplexes befinden. Alternativ dazu gibt es schräg gegenüber eine Sushi-Bar, dem polyglotten Publikum womöglich eher zugewandt.

Das Problem in Frankfurt ist: Den Flughafen gibt es seit Ewigkeiten, und weil der Verkehr immer noch wächst, wurde er immer wieder, mehr oder weniger optimal, erweitert. So ist es für gelegentliche Gäste praktisch unmöglich, sich auf Anhieb zu orientieren. Wie soll man schon wissen, dass es gar nicht weit von der Sushi-Bar auch einen Supermarkt gibt, der am Sonntag geöffnet ist und damit Noteinkäufe möglich macht? Dass man sein Motorrad unter der Brücke am Ende vom Terminal 1 wochenlang kostenlos im Trockenen parken kann? Oder dass eine bekannte Ledertaschenmarke ein Outlet eröffnet hat, irgendwo in den Katakomben zwischen S-Bahn, Ankunftsebene und Busbahnhof?

Und noch komplizierter wird es, wenn man die "Gateway Gardens" oder das Mönchshof-Gelände, ein neues Gewerbegebiet nahe der Startbahn Nordwest, berücksichtigt. Gateway Gardens war bis vor Kurzem ein verwildertes, eingezäuntes Areal, umgeben von den Autobahnen A 5 und A 3, mit ein paar ehemaligen Militärbaracken, die als einzige Gebäude auf dem Gelände standen. Angesichts des Lärmpegels, den an dieser Stelle die Autobahnen und auf der Nordwest-Bahn landende Flugzeuge verursachen, ist "Gardens" weiterhin eine sehr euphemistische Ortsbezeichnung, allerdings haben Investoren das Gelände in fußläufiger Entfernung zum Terminal erstaunlich weiterentwickelt. Viele Firmen, unter anderen die Fluggesellschaften Condor und Sun Express Deutschland, haben hier ihre Zentralen eröffnet, es gibt ein Konferenzzentrum und Hotels für Geschäftsreisende, die quasi im Transit Termine wahrnehmen wollen.

Wer sich am Flughafen draußen aufhalten will, für den gibt es allerdings deutlich interessantere Stellen. Im Süden befindet sich das Luftbrückendenkmal, das mit alten Flugzeugen an ebendiese erinnern soll. Gleich nebenan hat Flughafenbetreiber Fraport eine Art Aussichtsterrasse gebaut, die einen spektakulären Blick auf startende (oder je nach Windrichtung landende) Flugzeuge ermöglicht, auf Terminal 1 und 2 sowie den Taunus mit dem Feldberg im Hintergrund und die Skyline von Frankfurt auf der rechten Seite. Eine solche Plattform befindet sich auch ganz am westlichen Ende des Flughafens und neuerdings - am Ende eines Feldweges, der von der Okrifteler Straße abzweigt -, auch an der Landebahn Nordwest. Um an die Aussichtsstellen zu kommen, ist allerdings ein eigenes Auto sehr praktisch.

Ohne ein solches erreicht man ein vor allem am Wochenende bei Familien mit Kindern äußerst beliebtes Ausflugsziel: Im Terminal 2 steht in der oberen Etage eine Art Rakete, in der Kinder herumklettern und um die herum sie rutschen können. Umgeben ist die Indoor-Attraktion von Fastfood-Restaurants, was die Anziehungskraft offenbar weiter steigert. Gestresste und lärmempfindliche Geschäftsreisende ziehen es hingegen vor, unterhalb der Rakete durch die Sicherheitskontrolle zu gehen und in einer der Lounges in einen Sessel zu sinken.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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