Feindlicher Übernahmeversuch:Sanofi eröffnet die PR-Schlacht

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Im Übernahmekampf um den deutsch-französischen Pharmakonzern Aventis hat Sanofi-Synthélabo die PR-Schlacht mit ganzseitigen Farb-Anzeigen eröffnet. Die Werbebotschaft: Aventis-Aktionäre, die gegen die Fusion sind, blockieren die Heilung kranker Kinder.

Von Helga Einecke und Markus Balser

Auf einer Roadshow in Frankfurt stellte Jean-Francois Dehecq, Vorstandschef des Pharmakonzerns Sanofi-Synthélabo, einen Ausbau der deutschen Aktivitäten in Aussicht.

Tabletten-Produktion bei Sanofi (Foto: Foto: AP)

Eine europäische Firma müsse auch eine starke Forschung in Europa haben. Schon heute fänden 75 Prozent der Entwicklung seines Unternehmens auf dem Kontinent statt.

Vorstandsmitglied Gerard Le Fur meinte, es sei eine große Chance, über Forschungsabteilungen in Deutschland zu verfügen. Er machte aber keine klare Aussage darüber, welcher Weg der richtige in die Zukunft sei und sprach von einem "interessanten multikulturellen Ansatz".

Sorgen der Aventis-Mitarbeiter

Die beiden Manager antworteten auf Sorgen von Aventis-Beschäftigten und Politikern über Verlagerungen oder Schließungen von Forschungsabteilungen im Rhein-Main-Gebiet.

Fragen von Analysten, ob die erwarteten Einspar-Effekte von 1,6 Milliarden Euro vor Steuern im Jahr 2006 nicht zu niedrig gegriffen wären, wies der Vorstandschef von Sanofi zurück. Es gehe ihm um eine korrekte und normale Erwartung. Der Bogen dürfe nicht überspannt werden.

Zwar vermieden die Manager konkrete Aussagen zu Beschäftigungsgarantien. Sanofi erklärte jedoch am Mittwoch, der Konzern wolle im Falle der Fusion eine Fabrik in der Normandie schließen, um Aventis-Arbeitsplätze an deutschen Standorten zu halten.

An die Firma Aventis habe man eine klare, transparente und direkte Offerte abgegeben, erklärte Dehecq weiter. Lange Verhandlungen wolle er vermeiden. Es gehe ihm um ein starkes und nachhaltiges Wachstum seiner Firma.

Viele Spekulationen

Am Pharmamarkt gebe es viele Spekulationen und einen starken Wettbewerb in diesem Jahr. Auch andere Akteure dächten an eine Übernahme von Aventis. Hätte Sanofi in diesem Umfeld kein Übernahme-Angebot gemacht, würde der Konzern es später sicher bereuen.

Auch an der Anzeigenfront eröffnete Sanofi am Mittwoch die PR-Schlacht um die feindliche Übernahme. Auf zwei ganzseitigen Seiten in der Süddeutschen Zeitung und dem Handelsblatt ist ein offensichtlich kranker Junge und im Hintergrund ein Arzt mit Stethoskop zu erkennen. "Wir sehen nicht ein, warum wir nicht schneller ein Medikament für Jan finden sollen", heißt es in der Überschrift der Anzeige, die die Aventis-Aktionäre zur Zustimmung zu dem Sanofi-Vorstoß auffordert.

Der Aufsichtsrat des deutsch-französischen Pharmaunternehmens Aventis trat nach Gewerkschaftsangaben am Mittwoch in Paris zusammen. Er rechne damit, dass die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden, Jürgen Dormann und Jean-René Fourtou, das Übernahmeangebot des Pariser Konkurrenten Sanofi-Synthélabo ablehnen werden, sagte Michael Klippel vom Betriebsrat der Aventis-Niederlassung in Frankfurt am Main. Dies sei dem Betriebsrat zugesichert worden.

Den Angaben zufolge sollte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Aventis Pharma Deutschland, Friedhelm Conradi, an der Aufsichtsratssitzung teilnehmen.

Roche hält sich heraus

Unterdessen erklärte ein Sprecher des Schweizer Pharmakonzerns Roche, das Unternehmen sei nicht an einem großen Zusammenschluss interessiert und mit dem gegenwärtigen Geschäfts-Portfolio zufrieden. "Wie wir in der Vergangenheit immer gesagt haben, sind wir voll überzeugt, dass ein Zusammenschluss mit irgendeinem Konkurrenten keinen Sinn macht", so der Sprecher.

Die Pharmakonzerne Roche, Novartis und GlaxoSmithKline wurden am Markt als mögliche "Weiße Ritter" genannt - Unternehmen also, die Aventis mit einem eigenen Angebot vor der Übernahme schützen könnten.

© SZ vom 29.01.03 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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