Fed-Entscheidung:US-Leitzinsen sollen steigen

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Die amerikanische Notenbank lässt die Rate unverändert, rechnet aber noch für 2016 mit Erhöhung.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Die US-Notenbank Fed hält ihren wichtigsten Leitzins vorerst konstant, geht aber trotz der jüngsten Finanzmarktturbulenzen für den Jahresverlauf weiter von einer spürbaren Erhöhung aus. Das ergibt sich aus Unterlagen, die die Fed nach der turnusmäßigen Sitzung ihres geldpolitischen Ausschusses am Mittwochabend veröffentlichte. Danach bleibt die Zielspanne für Tagesgeld, mit der die Notenbank die Inflationsrate zu beeinflussen versucht und die maßgeblichen Einfluss auch auf die Kreditzinsen für Wirtschaft und Verbraucher hat, mit 0,25 bis 0,5 Prozent unverändert. Die Entscheidung fiel mit neun zu eins Stimmen. Ein Ausschussmitglied votierte für eine Anhebung der Eckwerte um jeweils 0,25 Punkte.

Obwohl der Konjunkturausblick für 2016 unverändert Licht wie Schatten aufweist, geht die Fed-Führung im Schnitt davon aus, dass die Tagesgeldzielspanne bis zum Jahresende einen Mittelwert von 0,9 Prozent erreichen wird. Einige Ausschussmitglieder hielten sogar 1,4 Prozent für angemessen. Für 2017 und 2018 liegen die Durchschnittsprognosen bei 1,9 und 3,0 Prozent und damit leicht unter den Werten der letzten Vorhersage vom Dezember. Auch beim Wirtschaftswachstum sind die Notenbanker ein klein wenig vorsichtiger als noch vor drei Monaten: Für dieses Jahr erwarten sie ein Plus von 2,2, für 2017 von 2,1 und für 2018 von 2,0 Prozent. Die Inflationsrate wird sich demnach von 1,2 Prozent im Spätherbst diesen Jahres auf 2,0 Prozent Ende 2018 erhöhen. Damit hätte sie Idealwert der Fed erreicht.

Dass sich bei der Sitzung die geldpolitischen "Tauben", also die Anhänger einer etwas großzügigeren Geldversorgung, durchsetzten, hat vor allem mit dem nach wie vor unsicheren weltwirtschaftlichen Umfeld zu tun. Hier bestünden weiter Risiken, die sich auch in den USA negativ niederschlagen könnten, so die Fed. Sie verwies aber zugleich darauf, dass sich die Ausgaben der privaten Haushalte sowie die Situation am Arbeits- und am Immobilienmarkt zuletzt weiter verbessert hätten. Die Arbeitslosenquote dürfte laut Fed-Prognose bis 2018 von derzeit 4,9 auf 4,5 Prozent sinken und sich damit auf einem Niveau verfestigen, von dem auf mittlere Sicht Lohn- und damit auch Preiserhöhungsdruck ausgehen könnten.

Nachdem die Fed die Leitzinsen im vergangenen Dezember erstmals seit fast zehn Jahren wieder angehoben hatte, hatten Experten für 2016 im Schnitt mit vier weiteren Anhebungen gerechnet. Diese Einschätzung verkehrte sich jedoch völlig, als zu Jahresbeginn die Aktienkurse einbrachen und der Ölpreis weiter rapide absackte. Nun war nur noch von maximal einer Erhöhung die Rede. Die jüngsten Prognosen der Fed-Führung legen nun den Schluss nahe, das zwei Anhebungen derzeit das realistischste Szenario sein dürften - eine womöglich im Juni und eine weitere im Dezember.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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