Fahrgastverband zum Streik:"Das schadet dem Gesamtsystem Bahn"

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Der Fahrgastverband Pro Bahn kann kein Verständnis für die angekündigten Streiks bei der Bahn aufbringen. Denn ein realistischer Kompromiss lag schon auf dem Tisch.

Paul Katzenberger

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisert, dass der Streik bei der Bahn trotz wochenlanger Verhandlungen nicht habe abgewendet werden können.

"Als Kunde kann ich darüber nicht glücklich sein", sagte ein Pro-Bahn-Sprecher zu sueddeutsche.de.

Es sei bedrückend, dass vier erwachsene Leute nicht in der Lage gewesen seien, sich zu verständigen.

Vier Unterhändler und zwei Moderatoren

Der Sprecher spielte damit auf die Verhandlungen der drei bei der Bahn vertretenen Gewerkschaftsführer Norbert Hansen (Transnet), Klaus-Dieter Hommel (GDBA) und Manfred Schell (GDL) sowie Bahnchef Hartmut Mehdorn an. Die vier Unterhändler hatten sich trotz der eingeschalteten Moderatoren Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf (beide CDU) auf keinen Kompromiss einigen können.

Dies sei umso bedauerlicher, als es einen realistischen Kompromissvorschlag durchaus gegeben habe: "Das Modell eines Spartenvertrages für das Gesamtunternehmen mit einem Teil B für die Lokführer und einem Teil A für den Rest der Bahn-Mitarbeiter wie etwa Zugbegleiter und Rangierer hätte alle Beteiligten mit einem geraden Rücken aus dem Verhandlungsraum gehen lassen", sagte der Sprecher.

De facto hätten die Lokführer ihre Kernforderung eines eigenständigen Tarifvertrages damit durchgesetzt, während der Spartenvertrag rein formal noch immer für das Gesamtunternehmen gegolten hätte. Dadurch hätte auch die Bahn ihr Gesicht gewahrt, so der Pro-Bahn-Sprecher.

"Überzogen dargestellt"

Weniger brisant seien sicher die Lohnforderungen der Lokführer: "Die von der Bahn immer kommunizierte 30-Prozent-Forderung ist einerseits überzogen dargestellt und andererseits wären die Lokführer mit ihren Forderungen auch noch runtergegangen." Die GDL habe jüngst bei einer Tarifauseinandersetzung mit der norddeutschen Privatbahn AKN demonstriert, "dass sie durchaus nicht unmäßig ist", sagte der Pro-Bahn-Sprecher.

Dass ein möglicherweise höherer Abschluss der GDL nach dem geltenden Tarifvertrag auch den beiden anderen Bahn-Gewerkschaften GDBA und Transnet hätte angeboten werden müssen, hätte einen Kompromiss ebenfalls nicht zwingend verhindern müssen.

"Das hat auch schon woanders geklappt und die Bahn verdient derzeit ja ganz gut", sagte der Pro-Bahn-Sprecher.

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