Fahrdienste:Abfuhr für VW

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Dit is nich Berlin: Shuttles von Moia verkehren vorerst nur in Hamburg und, wie hier im Bild, in Hannover. (Foto: oh)

Moia, die Shuttle-Busse mit Elektroantrieb, sollen dem Dieselskandal-Konzern VW guttun. Nur leider will Berlin nicht mitmachen.

Von Angelika Slavik, Hamburg/Berlin

Die vergangenen dreieinhalb Jahre waren bitter für den einst so stolzen Volkswagen-Konzern. Die Affäre um manipulierte Dieselautos bescherte dem Unternehmen enttäuschte Kunden, horrende Strafzahlungen, quälend lange Prozesse und ein heftig ramponiertes Image. In all dem Chaos aber gab es ja auch noch Moia: Die neu gegründete Tochter betreibt Shuttle-Busse mit Elektroantrieb, die in großen Städten Fahrgäste mit ähnlichen Fahrzielen sammeln und transportieren - eine Mischung aus Taxi und öffentlichem Verkehrsmittel sozusagen. Der Konzern erhofft sich davon nicht weniger als eine Revolution urbaner Mobilität. Aber vor allem ist Moia, klar, auch ein Prestigeobjekt: Der Dienst steht für die moderne, die gute, die saubere Version von VW.

Nun aber haben die Pläne von Moia einen herben Rückschlag erlitten: Der Dienst bekommt offenbar keine Zulassung in Berlin. Im August hatte Moia beim zuständigen Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) einen Antrag für einen Testbetrieb mit 1000 Fahrzeugen gestellt, wie zunächst der Tagesspiegel berichtete. Ohne Erfolg: Demnächst soll die Ablehnung der Behörde formal zugestellt werden.

Die Behörde begründet das wohl mit Hinweis darauf, dass es bereits zwei Anbieter in der Hauptstadt gebe, die ähnliche Dienste anbieten: den "Berlkönig", der in der Innenstadt von den Berliner Verkehrsbetrieben angeboten wird, sowie "Clever Shuttle" von der Deutschen Bahn. Mit zusammen 130 Fahrzeugen decken die Anbieter allerdings jeweils nur einen kleinen Bereich des Stadtgebiets ab und spielen im Alltag der meisten Berliner keine Rolle. Bei Moia ist man entsprechend zerknirscht: Zwar habe man offiziell noch keinen ablehnenden Bescheid bekommen, die Signale aus der Hauptstadt seien aber "tatsächlich nicht positiv", sagt ein Sprecher. "Offenbar gibt es derzeit in Berlin nicht den politischen Willen, neue Formen der Mobilität voranzubringen."

Moia fährt in Hannover bereits im Regelbetrieb, mit 76 Bussen deckt das Unternehmen dort das ganze Stadtgebiet ab. In Hamburg wird derzeit getestet, von April an steht die Nutzung des Shuttledienstes dann allen offen. Allerdings wurden Moia auch in der Hansestadt nicht alle Wünsche erfüllt: VW wollte ursprünglich mit 1000 Fahrzeugen in Hamburg unterwegs sein, die Stadt genehmigte aber zunächst nur den Betrieb von 500 Bussen. Die Auswirkungen auf die Verkehrslage in der Stadt werden zunächst zwei Jahre lang wissenschaftlich dokumentiert, erst dann hat Moia Chancen, die Zahl der Fahrzeuge erhöhen zu dürfen. Dieser Zwischenschritt war wohl auch ein Zugeständnis an die aufgebrachten Taxiunternehmer, die Moia als zusätzliche Konkurrenz betrachten und um ihre Einnahmen fürchten: Volkswagens Vorstellung von der neuen Mobilität gefällt nicht allen. Zumal die Preise zwar wie bei einem normalen Taxi abhängig von der Strecke sind, mit erwarteten sechs bis sieben Euro pro Fahrt allerdings deutlich günstiger sein sollen als eine durchschnittliche Hamburger Taxifahrt.

Wohin nun also mit Moias Expansionsambitionen, wenn nicht nach Berlin? Man führe derzeit "mit mehreren Städten" Gespräche, heißt es bei dem Unternehmen. Welche das konkret sind, wolle man nicht sagen. Schon vor ein paar Wochen, bei der Präsentation des neuen Dienstes in Hamburg, machten Moia-Manager aber deutlich, dass der Dienst mittelfristig nicht nur in Deutschland agieren soll. Man habe "globale Ambitionen". Berliner Realität wird daraus vorerst nicht.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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