Expo in Shanghai:Die Wirtschaftsolympiade

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Die Expo in Shanghai muss ein Erfolg werden, dafür gibt China Milliarden aus. Für den deutschen Pavillion zahlt der Steuerzahler hierzulande - 30 Millionen Euro.

Marcel Grzanna

Chinesen lieben Rekorde. Das gilt besonders für solche, die sie selber aufstellen. Die Expo 2010 in Shanghai kommt wie gerufen für neue Bestmarken "Made in China": die meisten Aussteller, die größte Fläche und natürlich massenhaft Besucher.

Auch Shanghais berühmte Uferstraße, der Bund, wird für die Weltausstellung herausgeputzt. China lässt sich die Expo gut drei Milliarden Euro kosten - mehr als bei den Olympischen Spielen. (Foto: Foto: Reuters)

An die 70 Millionen Menschen werden im kommenden Jahr zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober zur Weltausstellung erwartet. Notfalls wird die Landbevölkerung mit Freikarten versorgt und in Bussen nach Shanghai gekarrt, ähnlich wie bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. An diesem Mittwoch ist Grundsteinlegung für den deutschen Pavillon.

Angesichts möglicher Parallelen zwischen den Großereignissen haben chinesische Zeitungen die Expo bereits zu den Olympischen Spielen der Wirtschaft erkoren.

Bei der Expo gibt es zwar keine Goldmedaillen zu gewinnen, aber ein Signal zu setzen. Es lautet: Hier kommt das ökonomische Schwergewicht des 21. Jahrhunderts. "Die Expo soll die große Entschlossenheit demonstrieren, mit der sich China in die Weltwirtschaft einbringt", sagt Professor Zhang Yuan von der Fudan-Universität.

Expo-Budget höher als bei Olympischen Spielen

Das Expo-Budget liegt mit gut drei Milliarden Euro sogar über dem der Olympischen Spiele. Dazu gönnt sich Shanghai ein Make-up im Wert von gut 32 Milliarden Euro.

Es entstehen zwei neue Flughafenterminals, neue Hotels, neue U-Bahn-Linien, neue Parks, neue Brücken und eine neue Promenade an den Ufern des Huang Pu, der Stadt und Expo-Gelände trennt. Leidtragende sind 18.000 Familien, die umgesiedelt wurden. Der Aufwand ist so gewaltig, dass sich Shanghai jede Kritik verbittet.

Wer nicht mitmacht, ist ein Spielverderber und muss mit Konsequenzen rechnen. Die USA beispielsweise haben noch immer nicht genug Geld gesammelt, um den Bau ihres Pavillons finanzieren zu können.

"Wenn die USA fernbleiben, dann werden ihre Interessen in China beschädigt", hieß es kürzlich in der staatlichen Tageszeitung China Youth Daily. Staatliche Finanzierung der Expo-Auftritte wie in Deutschland sind in den USA gesetzlich verboten. Die benötigten 61 Millionen US-Dollar müssen aus privaten Taschen fließen.

US-Außenministerin Hillary Clinton hatte bei ihrem China-Besuch im Februar bereits den dezenten Hinweis erhalten, eine Nichtteilnahme in Shanghai käme einer Brüskierung der Chinesen gleich.

Die Frist zur Anmeldung für den Bau eines eigenen Pavillons lief Ende Juni offiziell aus. Doch China kommt den USA entgegen. "Eine solche Frist gibt es in unserem Fall nicht", sagte eine Sprecherin des US-Pavillons. Man sei optimistisch, bald weitere Sponsoren zu finden.

30-Millionen-Euro-Prachtbau finanziert vom Steuerzahler

Dem Wirtschaftsministerium in Berlin als der Institution hinter dem deutschen Pavillon bleibt das Klinkenputzen erspart. Den 30-Millionen-Euro-Prachtbau mit dem Namen "Balancity" und seine Betriebskosten finanziert der Steuerzahler.

Auf 6000 Quadratmetern Baufläche haben Arbeiter 1200 Tonnen Stahl zum größten deutschen Expo-Auftritt aller Zeiten verschraubt, der die deutschen Vorstellungen eines menschenfreundlichen Stadtlebens darstellen soll.

"Wir wollen dem Anspruch der Chinesen natürlich gerecht werden", sagt Pavillon-Manager Guido Gudat. Und, "klar", man hofft auf "neue Wirtschaftspartner".

Die Gastgeber wissen sicherlich zu schätzen, wenn Expo-Teilnehmer wie Deutschland dem chinesischen Marsch in die Rekordbücher zuarbeiten. Noch dazu in Zeiten weltweiter Wirtschaftsflaute, in denen Regierungen jeden Cent zweimal umdrehen, ehe sie ihn in ein Gebäude investieren, das nach einem halben Jahr Nutzung wieder in seine Einzelteile zerlegt wird.

© SZ vom 07.07.2009/kfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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