Olympische Spiele:Der erste Verlierer

Bereits vor der Eröffnung steht fest, dass die Spiele für China ein Verlustgeschäft sein werden.

Janis Vougioukas

Die Olympischen Spiele haben noch nicht begonnen, und schon steht fest, dass sie zumindest wirtschaftlich kein Erfolg werden. Nie zuvor wurden die Sommerspiele mit vergleichbarem Aufwand organisiert, nie wurde mehr Geld investiert.

Olympische Spiele: Großplakat an einer Hochhausfassade in China

Großplakat an einer Hochhausfassade in China

(Foto: Foto: dpa)

Rund 40 Milliarden Dollar hat die Pekinger Regierung in die Vorbereitung der Spiele investiert, den größten Teil davon für Infrastrukturprojekte. Die Spiele vor vier Jahren in Athen hatten rund ein Viertel davon gekostet.

Weltgrößter Flughafen

Doch China wollte die Olympischen Spiele von Anfang an dafür nutzen, die chinesische Hauptstadt rundum zu erneuern.

China verfügt jetzt über den größten und modernsten Flughafen der Welt, 34 neue Buslinien und drei neue U-Bahnen. Allein der Münchner Technologiekonzern Siemens hat mit den Olympiaaufträgen rund 1,1 Milliarden Dollar verdient.

Der Pekinger Tourismusverband rechnet für die Zeit der Spiele mit einer halben Million Besuchern aus dem Ausland, die Stadt hofft auf Mehreinnahmen in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar. Wie groß die Erwartung auf den Olympiaboom bei der Tourismusindustrie war, kann man an den Hotelpreisen ablesen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben viele Hotels ihre Preise vervierfacht. Doch bisher wurden die Hoffnungen enttäuscht. Etliche Vier- und Fünfsterne-Hotels sind nicht ausgebucht. Im Bamboo Garden Hotel sollten die Zimmer ursprünglich 3000 Yuan pro Nacht kosten, umgerechnet 280 Euro. Inzwischen bietet das Hotel einen 50-prozentigen Rabatt an.

Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen und der restriktiven Einreisebestimmungen sind die Besucherzahlen in den vergangenen Monaten drastisch zurückgegangen. Viele Hotels werden viel Geld verlieren. Und die schlechte Besucherlage wird noch einige Wochen anhalten.

Griechenland ist zu klein

Auch die chinesische Industrie rechnet mit Milliardenverlusten. Aus Angst vor Luftverschmutzung haben die Behörden hunderte Fabriken und Bergwerke im Umkreis von mehreren hundert Kilometern um die chinesische Hauptstadt angewiesen, die Produktion einzustellen. Hunderte Chemikalien gelten inzwischen als Gefahrengüter und dürfen schon seit Wochen nicht mehr transportiert werden.

Nur die Werbebranche boomt: Die Olympischen Spiele in Peking werden die größte Marketing- und Sponsorenveranstaltung in der Geschichte der Menschheit. Bereits vor einem Jahr hatte Chinas Staatssender CCTV die Werberechte versteigert. Milchhersteller Yili zahlte umgerechnet rund 2,7 Millionen Dollar für vier 15-Sekunden-Spots während der Eröffnungsveranstaltung.Die Aussicht auf Hunderte Millionen begeisterte chinesische Zuschauer hat die Preise explodieren lassen.

"Unser Fokus ist China", sagt Gyehyun Kwon, Chef des Sportmarketings bei Samsung. Rund tausend Mitarbeiter arbeiten für den koreanischen Elektronikkonzern an der Vorbereitung der Olympiaaktivitäten. Samsung will seinen Sponsorenvertrag vor allem dazu nutzen, die Marke in China bekannter zu machen. Bei den Spielen in Athen buhlten die Sponsoren um die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. "Griechenland ist zu klein", sagt Kwon. Bei den Olympischen Spielen wenden sich die Sponsoren vor allem an die Chinesen.

Samsung erzielt inzwischen rund ein Viertel seines Umsatzes in der Volksrepublik - in Zukunft könnte die Zahl noch weiter steigen. "Wenn die Welt in eine Rezession schlittert, wird Samsung selbstverständlich noch mehr seiner Marketingaktivitäten nach China verschieben", sagt Kwon. Dort wächst die Wirtschaft.

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