Expansion:Renault sichert sich osteuropäischen Markt

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Der Französischer Autohersteller beteiligt sich mit 25 Prozent an dem russischen Konzern Avtovaz und sieht sich jetzt als Exklusivpartner. Mit dem Einstieg beim Lada-Hersteller will Renault-Chef Ghosn den Marktanteil auf 40 Prozent steigern.

Michael Kläsgen

Der Autokonzern Renault steigt mit 25 Prozent beim russischen Lada-Hersteller Avtovaz ein. Russland wird damit für Renault zu einem der wichtigsten Märkte in der Welt. Derzeit hält Renault gemeinsam mit seinem japanischen Partner Nissan acht Prozent des russischen Marktes.

Carlos Ghosn: Der Renault-Chef sichert sich durch seinen Einstieg bei Avtovaz in Russland bis zu 40 Prozent Marktanteil. (Foto: Foto: dpa)

Mit dem Einstieg beim größten russischen Autohersteller soll der Marktanteil auf knapp 40 Prozent steigen. Renault setzte sich nach zweijährigen Verhandlungen eigenen Angaben zufolge gegen den US-Autobauer General Motors (GM), Fiat und Kanadas Autozulieferer Magna durch. GM ist mit seinen Marken noch Marktführer in Russland.

2001 gründeten die Amerikaner mit Avtovaz ein Joint Venture, um den Chevrolet Niva zu bauen. Der stellvertretende Konzernchef von General Motors, Bob Lutz, hatte der Süddeutschen Zeitung erst vergangene Woche gesagt, ebenfalls an Avtovaz, interessiert zu sein. "Russland ist ein sehr stark wachsender Markt - wenn wir dort Toyota enteilen können, werden wir es tun."

Renault bezeichnete sich nun als exklusiver Partner von Avtovaz. Auch Fiat wurde nicht berücksichtigt, obwohl Avtovaz bereits Ende der sechziger Jahre mit den Italienern eine Partnerschaft eingegangen war. Damals überließ Fiat Avtovaz die Rechte für den Bau des Fiat 124, der schließlich Pate für den Lada stand.

Russischer Markt wächst rasant

Alle großen Autohersteller buhlen derzeit in Russland um Marktanteile. Schätzungen zufolge wird Russland Deutschland bis 2011 als größten Automarkt zwischen Atlantik und Ural ablösen. 2007 wurden dort 2,3 Millionen Autos verkauft, 2011 könnten es 3,3 Millionen sein. Renault rechnet bis 2015 mit bis zu vier Millionen Fahrzeugen.

Entsprechend groß ist das Gerangel der ausländischen Konzerne, unterschiedlich sind allerdings deren Strategien, in Russland Fuß zu fassen. VW baute für 400 Millionen Euro ein neues Werk in Kaluga bei Moskau und hält wenig davon, alte russische Werke zu modernisieren, so wie es jetzt Renault vorhat.

Renault und VW ähneln sich allerdings darin, eine möglichst breite Palette von Fahrzeugen auf dem russischen Markt anbieten zu wollen. VW ist dort mit seinen Marken Audi, Seat und Skoda in verschiedenen Preissegmenten präsent. Renault will mit der Marke Lada sein Angebot erweitern.

Das seit 2005 in einem eigenen Werk in Moskau gebaute Billigauto Logan ist bereits auf Platz zwei der meistverkauften Autos in Russland - nach dem Ford Focus. Gemeinsam mit Avtovaz soll nun im Werk Togliatti, 1000 Kilometer von Moskau entfernt, ein Auto für etwa 10000 Euro entstehen. Nissan will seine in China gesammelte Erfahrung einbringen und sich zudem im etwas höheren Preissegment positionieren.

Renaults französischer Wettbewerber PSA Peugeot Citroën will in Russland eine eigene neue Fabrik eröffnen.

Ausbau des Lada-Werks in Togliatti

Renault-Chef Carlos Ghosn schloss am Samstag mit Avtovaz-Eigentümer Russian Technologies (bisher Rosoboronexport) eine Absichtserklärung über den Einstieg. Bis zum 25. Februar soll ein Vertrag unterzeichnet werden. Renault will Motortechnik und Karosserieplattformen zur Verfügung stellen.

Ghosn sagte, dass ein gewisses Maß an Technologie nach Russland transferiert werde. Zudem soll das Lada-Werk in Togliatti für eine Kapazität von 1,5 Millionen Fahrzeugen jährlich ausgebaut werden. Es ist geplant, dort auch Renault- und Nissan-Modelle zu fertigen. In dem Werk beschäftigte Avtovaz bislang 105.000 Menschen.

Das 25-Prozent-Paket ist schätzungsweise knapp eine Milliarde Euro wert. Renault verfügt über eine Sperrminorität und soll den Einstieg eines dritten Investors per Veto verhindern können. Mit Hilfe der Marke Lada will Renault 2008 die Schwelle von 100000 in Russland verkauften Fahrzeugen überschreiten.

Drei-Jahres-Plan nach oben korrigiert

Der von Ghosn im Februar 2006 vorgestellte Drei-Jahres-Plan, wonach von 2009 an etwa 800.000 zusätzliche Fahrzeuge jährlich verkauft werden sollen, wird nach Angaben des Unternehmens infolge des Einstiegs nach oben korrigiert.

Russische Medien spekulierten, dass auch das gute Verhältnis zwischen den Präsidenten Nicolas Sarkozy und Wladimir Putin Renault geholfen haben könnte, sich gegenüber GM und Fiat durchzusetzen. Ghosn sagte, Renault habe den Zuschlag bekommen, weil man versichert habe, die Marke Lada zu bewahren und wiederzubeleben. Allein seit 2005 soll der Marktanteil der einst mystischen Marke von mehr als 50 Prozent auf 26 Prozent gefallen sein.

© SZ vom 10.12.2007/ckn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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