Evonik:Steag-Verkauf in der Endrunde

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Der Versorger Evonik will seine Tochter Steag verkaufen. Ein Konsortium aus Stadtwerken sowie eine Holding aus Tschechien sind noch im Bieterrennen.

Hans-Willy Bein

Im Rennen um die Übernahme der Evonik-Stromtochter Steag ist das Konsortium aus großen westdeutschen Stadtwerken sowie die Energie- und Industrieholding EPH aus Tschechien in der Endrunde.

Im Rennen um die Steag soll eine Entscheidung bis Mitte Dezember fallen. (Foto: ddp)

Der Evonik-Vorstand hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung beschlossen, mit diesen beiden Interessenten in die Schlussverhandlungen zu gehen. Eine endgültige Entscheidung fällt bis Mitte Dezember. Aus dem Bieterverfahren ausgeschieden sind nach Informationen aus Finanzkreisen damit die Park Holding aus der Türkei, Hinduja aus Indien und die Entsorgergruppe Remondis. Die Stadtwerke und EPH hätten das bessere Konzept vorgelegt, hieß es zur Begründung. Bei Remondis sei der gebotene Preis hinter den übrigen Offerten zurückgeblieben. Die Angebote gehen nach den Angaben von einem Wert der gesamten Firma Steag zwischen 3,8 und 4,0 Milliarden Euro aus. Unter Berücksichtigung der Pensionsverpflichtungen und der Minderheitsanteile bleibt ein Kaufpreis in der Größenordnung von 700 Millionen Euro.

Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung

Entgegen den ursprünglichen Absichten ist der Evonik-Vorstand jetzt offenbar doch bereit, sich von der Steag-Mehrheit zu trennen. Ursprünglich war geplant, nur eine Minderheit abzugeben. In einem Mustervertragsentwurf, der den Bietern von Evonik übermittelt wurde, ist dem Vernehmen nach von einer Trennung auch der restlichen Anteile in drei bis fünf Jahren die Rede. Dies würde sich mit der Strategie von Evonik-Chef Klaus Engel decken, den Konzern zu einem Chemiespezialisten umzubauen.

Das Stadtwerke-Konsortium, zu dem Bochum, Essen, Dortmund und Duisburg gehören, hat sich zum Ziel gesetzt, mit Steag zum größten kommunalen Versorgungsunternehmen aufzusteigen. Es setzt dabei auf den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, will also die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme stärker nutzen. Ein Plus ist dabei das Steag-Fernwärmenetz. Steag ist der größte deutsche Kohleverstromer, hat aber kein eigenes Stromnetz, sondern vertreibt seinen Strom über RWE. Dagegen haben die Stadtwerke große Verteilnetze. Auch die EPH-Holding habe ein schlüssiges Konzept vorgelegt, hieß es. Die Tschechen wollen das Know-how von Steag nutzen, um stärker in Mittel- und Osteuropa zu wachsen.

© SZ vom 09.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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