Europäische Union:Umstrittener Sponsor

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Straßenszene in Bukarest. (Foto: Sean Gallup/Getty Images)

Foodwatch kritisiert die finanzielle Unterstützung von Rumäniens EU-Ratspräsidentschaft durch Coca-Cola.

Von Katharina Prechtl

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat die finanzielle Unterstützung der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft durch Coca-Cola scharf kritisiert. In einem offenen Brief forderte Foodwatch am Dienstag EU-Ratspräsident Donald Tusk und die rumänische Regierungschefin Viorica Dancila dazu auf, die Partnerschaft mit dem US-Konzern unverzüglich zu beenden. Foodwatch wurde nach eigenen Angaben durch Fotos auf Twitter auf das Sponsoring aufmerksam. Sie zeigen Coca-Cola-Sitzsäcke, Plakate und Getränke bei einer Außenministerkonferenz in Bukarest.

Angesichts grassierender Fettleibigkeit und Krankheiten wie Typ-2-Diabetes sei die Zusammenarbeit "absolut unangebracht", schreibt Foodwatch. Das Sponsoring von Coca-Cola sei problematisch, weil in Europa gerade über eine Lebensmittelampel und eine Sonderabgabe für die Hersteller stark zuckerhaltiger Getränke diskutiert wird - Regulierungen, gegen die sich Coca-Cola seit Jahren wehrt. Interne E-Mails des Getränkekonzerns, die vor zwei Jahren öffentlich wurden, zeigen, dass Coca-Cola Steuern auf zuckergesüßte Getränke fürchtet. In einem Strategiepapier wird der Bekämpfung dieser Maßnahme die höchste Priorität eingeräumt.

Die Verbraucherschützer befürchten, dass solche Bündnisse zwischen Industrie und Regierungsstellen das Vertrauen der Bürger in die EU-Institutionen schwächen.

Dass die EU-Ratspräsidentschaft von Unternehmen gesponsert wird, ist üblich. Vor allem BMW und Mercedes waren regelmäßig Partner von EU-Ratspräsidentschaften. Sie lieferten etwa Fahrzeuge für die Delegationen. 2018 hat sich Österreich unter anderem von Audi und der Versicherungsgruppe VIG sponsern lassen, Bulgarien vom Verband der bulgarischen Getränkeindustrie und von BMW. Coca-Cola hatte 2011 die polnische Präsidentschaft unterstützt. So lieferte der Konzern 140 000 Liter Getränke für Meetings. Die rumänische Ratspräsidentschaft wies die Kritik zurück. Die Auswahl von Coca-Cola und anderen Sponsoren entspreche den Richtlinien, man werde an der Partnerschaft festhalten. Zu den Hauptsponsoren der rumänischen Ratspräsidentschaft gehören auch Mercedes-Benz, Renault und der Mobilfunkkonzern Digi. Coca-Cola verwies auf den offiziellen Auswahlprozess der Sponsoren.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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