Europa:Verwirrspiel um 300-Milliarden-Rettungsplan

Lesezeit: 1 min

"So etwas gibt es nicht" - die französische Finanzministerin dementiert Berichte, wonach ihr Land auf einen gigantischen Rettungsplan für die Finanzbranche drängt.

Die französische Regierung hat Berichte dementiert, sie dringe auf einen eigenen europäischen Rettungsplan für die Finanzbranche im Volumen von 300 Milliarden Euro. "So etwas gibt es nicht", sagte Finanzministerin Christine Lagarde am Mittwochabend in Paris.

Banken in Frankfurt (Foto: Foto: AP)

Ein EU-Regierungsvertreter hatte zuvor der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Frankreich befürworte ein Rettungspaket in dieser Dimension. Deutschland trat daraufhin sofort auf die Bremse. "Davon hält die Bundesregierung gar nichts", erklärte der Sprecher des Finanzministeriums, Torsten Albig, in Berlin.

Er reagierte damit allerdings auf einen entsprechenden Vorschlag der Vorsitzenden des EU-Finanzministerrats, Frankreichs Ressortchefin Christine Lagarde. Diese sagte dem Handelsblatt (Donnerstag): "Was geschieht, wenn ein kleinerer EU-Staat von einer drohenden Bankenpleite betroffen ist. Vielleicht hat dieser Staat nicht die Mittel, um das Institut zu retten. Daher stellt sich die Frage nach einer europäischen Auffanglösung."

Am Samstag beraten die Regierungschefs der vier europäischen G-8-Mitglieder auf einem Sondertreffen in Paris mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet über ihre Linie.

In den mittlerweile dementierten Meldungen hieß es, Frankreich wolle seinen Vorschlag bei diesem Treffen machen. Zur Finanzierung des Fonds sollten die EU-Staaten demnach jeweils drei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts beitragen.

Ackermann fordert ebenfalls Unterstützung

Zuvor hatte bereits Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ein Rettungspaket gefordert: Ein staatliches Hilfsprogramm für europäische Geldhäuser solle die Finanzmärkte entlasten.

"Wenn die USA ein solches Paket verabschieden, sollte Europa bereit sein, vergleichbare Lösungen zu finden", sagte Ackermann.

Zwar betonte Ackermann, dass es derzeit keinen unmittelbaren Bedarf für ein europaweites Finanzmodell nach US-Vorbild gäbe, "doch solche Pläne müssen in der Schublade sein, um im Fall der Fälle gewappnet zu sein".

Die "Selbstheilungskräfte der Märkte" stellte der Vorstandschef der größten deutschen Bank schon vor Monaten in Frage. Angesichts der dringenden Lage, fordert Ackermann eine rasche Verabschiedung des Finanzpakets.

Rückendeckung bekam Ackermann vom Internationalen Währungsfonds (IWF). IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn fordert von Europa, sich mit einem gemeinsamen Plan auf eine Ausweitung der Krise einzustellen.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: